Volltext: Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts (Abth. 2, Bd. 3)

JACOPO 
SANSOVINO. 
zu Gunften Sanfovinds literarifch ungemein regfam war, bereits im Februar 1540 
den kaiferlichen Gefchäftsträger Don Diego Mendoza einladen konnte, er folle 
{ich in der Maske auf die Piazza begeben, um zu liehen vi sudori mirabili del 
Sanfovinou (die wunderbaren Anftrengungen Sanfovinds). Der letztere wufste lieh 
klüglich die Geneigtheit Aretinds durch gelegentliche Gefchenke zu erhalten, und 
diefer wurde feinerfeits nicht müde, den Ruhm des Künftlers in feiner ausgebrei- 
teten Correfpondenz auszupolaunen, wahrfcheinlich in der feinen Berechnung, die 
Gaben Sanfovinds, die in Bronze- und Marmorliguren beftanden, bei feinen fürft- 
lichen Gönnern für einen deltö höheren Preis in klingende Münze umzuletzen. 
Wir erfahren, dafs Sanfovixio ihm einmal die Marmorftatue einer heiligen Katha- 
rina fchenkte, welche den Schmeichler zu einem Sonett begeiPcerte, in deffen 
Schlufsrondo er fehr gefchickt eine charakteriftifche Eigenthümlichkeit Sanfovinds 
hervorhob: 
Immortal Sanfovino voi pur havete 
Mostmto a1 mondo, come ai bronzi e i 
Non men senfo, chc moto dar sapetc. 
(Unfterblicher Sanfovino, Ihr habt der Welt gezeigt, dafs Ihr der Bronze und 
dem Marmor nicht blofs Leben, fondern auch Bewegung zu verleihen vermögt.) 
Eine lebhafte Bewegung, die meift eine originelle Stellung bedingt, fehlt kaum 
einem plaitifchen Werke des Meifters, der auch in der Architektur nach Mannig- 
faltigkeit, nach lebensvoller Gliederung und malerifcher Wirkung der F affaden ftrebte. 
Die Zecca, ein Rufticabau ganz aus iftrifchem Stein aufgeführt, wurde eher 
vollendet als die Bibliothek, deren plaftifcher Schmuck noch längere Zeit in An- 
fpruch nahm. In der Klarheit, mit welcher der Zweck des Gebäudes durch die 
ernfte, gleichfam gepanzerte Faffade zum Ausdruck gebracht worden iII, liegt der 
hauptfächlichfte Vorzug des Gebäudes, und es lag ficherlich von vornherein in 
der Abficht Sanfovinds, die neun Oeffnungen des Erdgefchoffes bis zum Anfatz der 
Bögen zu fchliefsen, gleichfam um das Gefchäft der Miinzprägung profanen Blicken 
zu entziehen. Im Erdgefchofs, welches fich nach dem Hofe zu in fünfundzwanzig 
Bögen öffnet, waren nämlich die Giefsereien und fonftigen Werkftätten unter- 
gebracht. Temanza berichtet dagegen, die Ocffnungen nach der Lagune zu wären 
urfprünglich offen und für Verkaufsläden eingerichtet gewefen und erft fpiiter, als 
{ich die Giefsereien als zu klein erwiefen, feien die Bögen zugemauert worden. 
Dem widerfpricht jedoch auch die Thatfache, dafs keiner der Bögen irgendwie als 
Eingang charakterifirt ift. Der Eingang erfolgte vielmehr durch die Libreria, aus 
welcher man zunächft in ein kleines Atrium und von da durch eine Galerie in 
den Hof gelangte. Der feltliche Glanz der Libreria beeinträchtigt leider die Wir- 
kung der Zecca, die ifolirt oder in anderer Umgebung ungleich erhabener und 
majeftätifcher fein würde.  
Die Ausführung feiner beiden Hauptwerke liefs dem Meifter noch die Zeit, 
xiamentlich in den erften vierziger Jahren eine lebhafte Thätigkeit nebenher zu 
entwickeln. Aus der Reihe der in den Jahren 1538-1545 entftandencn, auf 
Sanfovino zurückzuführenden Bauten ift jedoch die Kirche San Giorgio de' Greci, 
welche Selvatico unverdient einer fo herben Kritik unterzogen hat, zu ftreichen. 
Wenn Sanfovino wirklich der Schöpfer diefes erft 1583 vollendeten Baues gewefen 
wäre, würde fein Sohn Francesco in feiner Befchreibung Venedigs ficherlich nicht
	        
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