Volltext: Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts (Abth. 2, Bd. 1)

ARBIi 
11T EN 
CAMBIO 
ERUGIA. 
Derbheit und die Schlauheit eines bäuerlichen Naturells verbinden. Treffender 
noch geht es {aus der gelegentlichen Aeufserung eines gebildeten Zeitgenoffen, 
des Abtes Agoftino Strozza von Fiefole hervor, wenn er von ihm fagt: nMir ift 
noch kein Menfch vorgekommen, in welchem die KunPc fo viel vermag, wo die 
Natur fo wenig bietetw). Perugino hatte bis in feine Sechziger-jahre mit gröfster 
Anfpannung gearbeitet, wahrfcheinlich im Treten Kampf mit feiner fchwerfalligen 
Natur; dann erfchlaffte er plötzlich in einem folchen Grade, dal's diefe erklärliche 
Erfcheinung des Marasmus als ein Gebrechen {einer künftlerifchen Gefinnung auf- 
gefafst wurde. 
Decke 
Erugia. 
Den Wendepunkt bezeichnet feine Thätigkeit im Cambio zu Perugia. Bis 
dahin, alfo bis hart an den Schlufs des Jahrhunderts hatte er feinen ftändigen 
Wohnfitz in Florenz. Wir hören von ehrenvollen Commifiionen, die er übernahm 
z. B. bei Abfchätzung von Gemälden anderer Künftler, bei Berathungen über 
Reparaturen am Dom, aus allem geht hervor, dafs er eine Rolle fpielte, die feiner 
künftlerifchen Bedeutung entfprach, und nebenbei erfahren wir auch von dem Er- 
werb, den ihm die unermüdliche Thätigkeit einbrachte. Summirt man die maffen- 
haften Aufträge, die im Laufe der neunziger Jahre an ihn kamen, fo gewinnt 
man die Ueberzeugung, dafs er eine fehr gute Einnahme gehabt haben mufs, 
aber zugleich auch, dafs er mehr und mehr genöthigt war, {ich auf die Beihilfe 
Anderer zu verlaffen. Nun war Peruginols geiftiges Kapital nicht grofs genug 
um in den Fallen, wo die Ausführung eines Werkes überwiegend Schülerhänden 
vertraut werden mufste, wenigftens felbftändige und eigens für den Zweck er- 
fundene Compofitionen zu liefern. Dazu kam noch die zunehmende Bequemlich- 
keit des Alters, fodafs der Werth der von nun an unter feinem Namen ent- 
itehenden Gemälde wefentlich vom Talent feiner Gehilfen abhing. 
Das Jahr 1498 brachte ihm die doppelte Ehre, zugleich in Orvieto und in 
Perugia begehrt zu werden. Wenn die Orvietaner noch einmal, nach fo üblen 
Erfahrungen auf Perugino zurückkamen, fo beweilt diefs ebenfofehr ihr richtiges Ur- 
theil- denn von wem hätten fie eine tibereinftimmendere Fortführung der durch 
Fiefole begonnenen Malereien erwarten können?  wie die hohe Achtung, in welche,-
	        
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