Volltext: Kunst und Künstler Italiens bis um die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts (Abth. 2, Bd. 1)

FILIPPO 
BRUNELLESCO. 
lirung. Im Innern hatte er einen riefigen Saal mit korinthifchen Pilaftern fowie 
Rundbogenrahmen angelegt, wie aus den zum Theil verbauten Reften noch deut- 
lich erkennlich. Diefer durch feine grofsartigen Verhaltniffe ausgezeichnete 
Bau ifl: faft gar nicht bekannt, vielleicht weil er als halbe Ruine in einer engen 
Strafse fteht. Den Architekten fei er empfohlen. 
Ein Palazzo Quaratefi, der urfprünglich der Familie Pazzi gehörte (Via del 
Proconsole Nr. 103) ift ebenfalls ein Werk Brunellescds, und mag das ältefte 
Beifpiel eines vollftandig  durchgeführten Renaiffancepalaftes fein, der fomit ein 
Hauptvorbild für die zahlreichen, fpäter entftandenen und ihm verwandten Paläfte 
fein. mufste. Vermuthlich wurde er dem Meifter gleichzeitig mit der Capella 
Pazzi in Auftrag gegeben, alfo um 1420. Als Eckhaus befltzt er zwei gleichwerthig 
behandelte Faffaden, die bei einfach ernften Formen vortreffliche Verhältniffe 
zeigen. Das vielleicht ältere Untergefchofs ift mit rohen Sandfteinquadern (Ruftica) 
bekleidet, ein überliefertes Wirkungsmittel, das Brunellesco dann mit feiner Berech- 
nung weiter ausbildete. Die Wandflächen der obern Stockwerke find, im gefalligen 
Gegenfatz zum ernften Unterbau, mit röthlichem Putzbewurf bekleidet, von 
dem fich die in Sandftein hergeftellten, f kulptirten Gliederungen farbig abheben. 
Ein grofses Rundbogenportal öffnete fich in der Mitte des Erdgefchoffes in jeder 
Faffade. Ueber einem leichten Gurtgefnns mit Zahnfchnitt {etzen dann die 
Bogenfenftei- des Hauptgefchoffes auf, deren Einrahmung mit fchönen Pflanzenorna- 
menten in Relief verziert ift. Sie find durch ein Mittelfaulchen getheilt, und zwei 
Bögen fpannen {ich von diefem zu zwei Seitenpilaftern, ein Motiv, welches Bru- 
nellesco der älteren Florentinei" Architektur entlehnte; die Fenfter im Hofe des 
Palazzo del Podefta find z. B, ähnlich gebildet. Ueber einem zweiten einfachen 
Gurtgefnns ruht eine Reihe ähnlicher Fenfter, wie die befchriebenen. Darüber 
find noch Rundfenfter. Ueber dem einfachen Kranzgefims ragt das Holzdach- 
werk vor. Tonnengewölbte Gange führen durch das Hauptportal in den qua- 
draten Hof. In einer Ecke deffelben beginnt die Haupttreppe mit Tonnen- 
gewölben in den Aufgängen und kleinen Kuppeln über den Podeften. Nur auf 
einer Seite noch beiitzt der Hof jetzt feine urfprünglich für alle vier Flügel beab- 
fichtigte Säulenhalle. Die vortrefflich gearbeiteten Kapitelle derfelben zeigen 
beim Anfchlufs an die Compofit-Ordnung doch eine durchaus felbftäildige Erfin- 
dung. Ueber dem Akanthusblatterkranz lind Delphine (Anfpielung auf das Wap- 
pen der Pazzi) angebracht, die in Voluten auslaufen, zwifchen ihnen vafenartige 
Kandelaber. Man fleht hieran recht deutlich, wie frei die Meifter der Früh- 
renaiffance die eigenen Erfindungen in das im Allgemeinen beibehaltene antike 
Formenfchema hineinzuüechten, und dabei doch etwas Ganzes, Graziöfes und 
Lebendiges zu fchaffen wufsten. 
Ein Palaft für Cofimo de' Medici, auf deffen Bau fich Brunellesco befonders 
freute, da er glaubte hier ganz feine grofsartigen Pläne verwirklichen zu können, 
kam gerade wegen der Großartigkeit des Entwurfs nicht zur Ausführung, da 
Cofimo den Neid der Mitbürger fcheute. An Stelle von Brunellescds Entwurf 
trat hernach ein Bau des Michelozzo. 
Was ihm für die Medici zu leiiten nicht vergönnt war, wurde Brunellesco 
von einem andern der reichften Patricier zu thun berufen. Lucca Pitti, für den 
unfer Meifter fchon einen Palaft bei Rusciano erbaute, beauftragte ihn noch 
mit der Aufführung eines andern von mächtigen Dimenfionen auf leicht
	        
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