HANS
HOLBEIN.
triebe mit Gewalt hineingezogen werden, fo bilden ihre" Werke den gröfsten
Theil ihrer Lebensgefchichte. An diefe Werke wollen wir uns denn auch vor-
züglich halten. Gerade He aber find bei dem älteren Holbein von höchft un-
gleichem Werth. Dies war der Grund, dafs man die befferen Arbeiten desnVaters
demQSQhne zufchrieb und nur die fchwächeren als fein Werk anerkennen wollte.
Die Ungleichheit der Leiftungen erklärt (ich übrigens bei den damaligen Künft-
lern leicht aus den focialen Verhältnifsen jener Zeit; durch die Gilde oder Zunft
klebte der Kunfl viel handxyerksmäfsiges an und der Grad der künPclerifchen
Ausführung richtete flch einfach nach dem gezahlten Preife. War diefer gering,
fo wurde oft das Bild nach des Meifters Entwurfe nur von den Gefellen aus-
geführt.
Doch finden wir von der Hand des älteren Holbein Werke, die eine folche
künftlerifche Vollendung bCiltZCII, dal's der Irrthum, der lie {einem grofsen Sohne
zufchreiben wollte, erklärlich und verzeihlich erfcheint. Sie gehören zwei ver-
fchiedenen Perioden an, in der erfien bis 1508 bewegt llCh der Künltler
noch in der alten Malweife, feit 1508 aber offenbaren {ich deutliche Spuren der
Renaiffance, IüP-wlelche er höchft wahrfcheinlich durch HgBurckmair gewonnen
wurdxef" Aus der erften Periode erwähnen wir den Marienaltar im Augsburger
Dom, vier Daritellungen aus dem Marienleben, vom Jahre 1493. Derfelben Zeit
gehört auch die Madonna in gothifcher Architektur, die {ich in Nürnberg befindet,
an. Im Jahre 1499 führte er mit Burckmair für das reiche St. Catharinenklofter
verfchiedene BÜerW aus, fo eine Krönung Mariae mit fechs Paffionsbildern und
den Bildnifsen der Beitellerin, Walburg Vetter, Kloifierfrau, und ihrer beiden
Schweitern. Der Maler erhielt für diefes Epitaphium a6__Gulden. Für dasfelbe
Klofier wurden in Folge eines demfelben gewährten Ablaffes die fechs Bafilikexi
Roms bePcellt; Meiüer Hans malte 1499 die Bafilica Sta. Maria maggiore und
1503 die des h. Paulus vor der Stadt. Letzteres Bild, jetzt im Mufeum zu
Augsburg, ift vom Künfiler mit der grtifsten Pietät ausgeführt; in der Sammlung
von Handzeichnungen König Friedrich Wilhelnfs III. (im Berliner Kupferflich-
Cabinet) befindet {ich die Zeichnung zum Bilde, dafelbii fälfchlich dem Schongauer
zugefchrieben. So flüchtig das Blatt ausgeführt iit, fo bekundet es doch den Mei-
Iter, einzelne Köpfe erinnern an des Künftlers Silberfiiftzeichnungen und tragen
portaitartigen Charakter. In derfelben Sammlung ift ein Pendant zur vorher-
gehenden Zeichnung, eine Befchneidung Chrifii, offenbar für das Gemälde in
der Pinakothek in München; links kniet ein Abt mit dem Pedum, der mit dem
Abt zu Thierhaupten Peter Wagner die gröfste Aehnlichkeit hat, und dürfte
diefer hier als Fundator erfcheinen. (Woltmann ü) nennt den Abt Georg KaPcner.)
Wie bereits gefagt, ift feit 1508 ein Uebergang zur Renaiffance bemerklich,
fo namentlich an dem Epitaph des "hingerichteten Bürgermeiüers Ulrich Schwartz
mit dem Weltgericht und den Bildniffen der achtzehn Köpfe zählenden Familie.
Poftraits, wie Heiligenfiguren {ind ganz realiftifch aufgefafst. Hierher gehören
auch die vier grau in grau gemalten Heiligengeftalten in der Prager Galerie, fowie
die vier Bilder mit Renaiffance-Ornamenten für das Catharinenkloiier (1512), an
feine Zeit.
Holbein und
51') Hans
Zweite
2 Bde.
Leiplig