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er die Bafililta San Giovanni in Laterano mit Darftellungen aus der Legende Jo-
hannes des Evangeliften. Noch bedeutender ifl die Bafilika Santa Croce, welche
er im Jahre 1504 vollendete. Auf dem Mittelbilde ifl die Wallfahrt zum heiligen
Kreuz dargeftellt, auf den Seitenfeldern der Tod der heiligen Urfula mit ihren
Gefährten, voll dramatifcher Lebendigkeit. Zunächft haben alle diefe Bilder in
der Farbe noch etwas Schweres, der Ton ifi; bräunlich, aber leuchtend und ge-
fattigt, der Vortrag etwas zäh, aufgefetztes Blattgold gibt dem Ganzen einen
etwas alterthümlichen Charakter. Man würde vergeblich einen höheren Schwung
der Auffaffung und ein tieferes Empfindungsleben erwarten, aber die Bilder zeigen
eine feltene realiftifche Sicherheit, Gefchick in der Anordnung, Energie in den
Charakteren. Das verzerrte, unfiehere Wefen, welches in der deutfchen Kunfl
jener Tage häufig ift, findet man bei Burckmair niemals. Seine Geftalten treten
feft und kräftig auf, mitunter nur zu wuchtig, die Bewegungen find fprechend
und dabei mafsvolli Anfangs mögen gewiffe Unrichtigkeiten in den Formen
nachzuweifen fein, aber diefe verfchwinden mehr und mehr, die Figuren haben
bei gedrungenem Bau wohlverPtandene Proportionen, der Faltenwurf ift ftattlieh
und wirkungsvoll, die Fleifehpartien fmd forgfaltig modellirt. Von Bild zu Bild
zeigen fich Fortfchritte, und endlich erreicht der Künftler einen wahrhaft m0-
dernen Stil in einem 1507 bezeichneten Altar in der Augsburger Galerie. In
der Mitte die Krönung der heiligen Jungfrau durch den thronenden Chriftus, auf
den Flügeln jederfeits mehrere Reihen von Heiligen in Verehrung. Hier ift auch
namentlich merkwürdig, welche ausgebildete Pilafterarchitektur im Renaiffance-
fizil in der hohen Lehne des Thrones auf dem Mittelbilde auftritt. Sie fcheint
bereits die directe Aufnahme oberitalienifcher Motive zu verrathen.
Von nun an wächft Burckmair von Jahr zu Jahr. Auf feiner Höhe zeigt ihn
ein grofses Madonnenbild, das als Vermäehtniss aus der HertePfchen Sammlung
in das Rathhaus zu Nürnberg gelangt ift und rechts an einer niedrigen Baluftrade
die Infchrift aufweift:
M-D-VIIII
IOI-ÄNS BVRGKMAIR-
PINGEBAT-
Die Madonna, in rothem Kleide mit blauem Mantel, deffen Futter grün
fchillert, fitzt auf einem Renaiffance-Thron, hat ein Buch im Schofse und halt
das nackte Kind, das auf ihren Knieen Pacht und, in der Rechten einen Granat-
apfel, mit der Linken nach der Hand der Mutter greift. Allerdings ifl der Knabe
nach einem häfslichen Modell gemalt und in der Haltung nicht gefchickt, dafür
iit aber die Modellirung von feinflem Verfländnifs, die Hände der Madonna lind
meifterhaft durchgebildet, ihre Geftalt wie ihre höchfl individuellen Züge find
von edelfler Auffaffung, der Faltenwurf ift vortrefflich. Eine völlig neue Qualität
entfaltet aber Burckmair in der Landfchaft. Die Ferne mit Ortfchaft und Bergen
ifl ebenfo wirkungsvoll wie der Vordergrund mit feinen Pflanzen von zartefter
Vollendung, und es ifl eine wirklich coloriflifche Haltung erreicht.
Es gibt nur noch ein Bild, welches diefes vielleicht übertrifft, und zwar eben-
falls in Nürnberg, die kleine Madonna aus dem folgenden Jahre 1510 in der
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