Vermutungen
über die
Techmk.
mit Elfenbeinplatten belegter Holzkästchen, darunter ein viereckiges, wahr-
scheinlich den Deckel bildendes Stück (Nr. 5667; 0,22 hoch, 0,32 breit) mit
gravierten Zeichnungen, in denen die neun Musen mit ihren Attributen
unter Bogenstellungen zu erkennen sind. Die Umrisse und die den Schatten
bildenden Striche sind mit einem rötlichen Firnis ausgefüllt, dessen
dunkler Ton sich vom Elfenbein abhebt. Auf einem anderen Stück (Nr. 5701,
0,10 hoch, 0,08 breit) ist in gleicher Technik ein Winzer dargestellt, auf
anderen sich stireitende Vögel, grosse Körbe tragende Amoretten. Hier sind
die Konturen mit rotem, schwarzem, grünem und weissern (verblasstes Blau?)
Firnis ansgefülltß")
Aehnliche Darstellungen auf Elfenbein sind auch sonst bekannt. Cartier
(Revue archeolog. 2e annee I pl. XXXII) hat die Reste eines mit Figuren und
Vögeln geschmückten Elfenbeinkästchens in Abbildung veröffentlicht; daher
stammt die Figur bei Gros und Henry, IJEncaustique et les autres procedes
de peinture chez les anciens (Paris 1884) S. 45. Henry macht S. 43 noch
mehrere ähnliche alte Denkmäler namhaft, die in der vatikanischen Bibliothek,
im British Museum und im Privatbesitz sich befinden.
In der Sammlung des Kcnservatoren-Palastes auf dem Kapitol zu
Rom (Sala dei piecoli bronzi, Wandschrank links vom Eingang) bemerkte ich
ebenfalls derartig gravierte Elfenbeindeckel, Reste eines grösseren Kästchens,
dessen Längswand 0,70 lang und 0,17 hoch ist. In den vier Feldern sind
geflügelte Genien dargestellt; die Blrhaltung ist schlecht, und Farbenspuren
kaum bemerkbar. Zu demselben Kästchen gehören noch vier grössere Flächen
(0,23 : 0,27, Grösse des Mittelfeldes 0,12 : 0,09), auf denen sich bildliche
Darstellungen befinden u. zw.: l. ein geflügelter Genius, ein Buch tragend;
2. ein solcher mit einem Becken; 3. eine Gruppe von zwei Genien. der eine mit
einem Blumenkorb, der zweite mit einem Vogel; 4. ein Genius mit Früchten. Im
Randornament sind Farbenreste zu bemerken, u. zw. von blassem Purpur-
rot und Grün (Grünspan). Durch die Lupe betrachtet machten die Linien
mir den Eindruck von Schnittspuren.
Sollten wir in diesen Beispielen die gesuchten Denkmäler erkennen
dürfen? Dann würde sich diese Technik tatsächlich als eine Art von Gra-
Vgl. Katalog des Museums von Bulak von Maspero p. 386--387. „Salle
reco-romaine. Les debris d'un coffret en ivoire, plaque sur bois et decore de
äessins graves a la pointe, viennent de Saqqarah. Les Nr. 5664 (H. 0 m 085; long.
0 m 44) et 5665 (H. O m O85; long. 0m35) sont des fragments de la bordure qui enoadrait
les panneaux Nr. 5666 (H. Oml6; larg. du haut Om35) et 5668 (H. Om30; larg. du
haut Om35; larg. du bas 011127); le panneau oarre Nr. 5667 (H. 0m22; larg. Om32).
elait sans doute sur la partie plate du couvercle. Les traits qui cernent les figures
et ceux qui forment les ombres sont remplis d'un vernis rougeätre, dont la teinte
sombre ressort sur le fond de Pivoire. Les figures plaeees sous les arceaux re-
presentent, autant que je puis juger, huit des muses. chacune avec ses attributs
Le dessin est d'assez bou style et Pexeeution tres soignee, malheureusement les
plaques dlivoire sont tordues et brisees en partie."
p. 390: „Les panneaux de bois plaques d'ivoire, qui vont du Nr. 5693 au Nr. 5708,
provienvnent de plusieurs cofirets aujourd'hui detruits. Les uns (Nr. 5693-5698 et
5703-5708) sont analogues aux plaques Nr. 5682-5687 [Basreliefs?]: ils representent
des danseuses qui frappent du t-ambourin, des femmes nues assises dans divers
positions, un jeune homme nu apportant un objet aujourd'hui perdu. Les autres (Nr.
5699-5702) sont graves par le meme procede qui est employe sur les panneaux
Nr. 566695668, mais aveo moins de finesse et de precision dans le dessin. C'est sur
le Nr. 5701 (H. 0m 10; larg. 0m-08) un vendangeur dansant, sur les deux autres
des oiseaux se battant et des amours oharges de gros paniers; les vernis
sont rouges, noirs, verts et blanes."
Eine auf Elfenbein gravierte Darstellung eines Winzers, wohl des oben er-
wähnten, ist abgebildet bei Prisse d'Avennes p. 839
Hier wären noch die reizvollen, in edlem Stil gehaltenen Fi urenbilder auf
Elfenbein anzureihen, die sich im Museum zu Petersburg befinden. äiner Mitteilung
des Herrn Prof. Dr. Furtwängler zufolge, sind auch hier in den vertieften Linien
Farbenreste zu erkennen. Diese Kertseher Funde stammen aus dem V. Jh. v. Ohr.
(abgebildet in Salomon Reinach, Antiquites du Bosphore Gimrnerien, Paris 1892,
P1. 79 et 80).