Grundierung.
Zypresse, und Tanne verwendet. 8) Die graeco-ägyptischen Mumienporträts
sind vielfach auf Zedern- oder Pinienholz gemalt (s. Flinders Petrie,
Hawara p. 18), in einzelnen Fällen, wenn anders die fraglichen Bilder wirklich
aus antiker Zeit stammen, wurde Schiefer (Cleopatra-Bildnis der Villa
Hadriana, Muse von Cortona), in späterer Zeit auch Leinwand (s. die
Mumienbildnisse im Berliner Museum) als Malgrund benutzt. Interessant-
ist, dass Plinius als Neuheit ein auf Leinwand gemaltes Kolossalbild des Nero
von 120 Fuss Höhe erwähnt, das in den horti Mariani aufgestellt. wurde;9)
wahrscheinlich bestand die Neuheit in der ungeheuren Grösse des Gemäldes,
nicht in dem Material, auf dem es gemalt war. Denn Leinwand mag als
Malgrund in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung schon in Ge-
brauch gewesen sein, da Boäthius unter den Materialien der Maler ausser
den Tafeln, dem Wachs und den Farbstoffen auch die Leinwand aufzählt. 1")
Holztafeln aber waren entschieden der bevorzugte Grund, und vermutlich
wurden sie, Wenn grössere Tafeln Vnötig waren, aus mehreren Stücken zu-
sammengefügt. Für enkaustische Malerei bedurften, wie es scheint, die
Tafeln keiner weiteren Zubereitung, denn auf Mumienporträts dieser Art
Findet man direkt auf dem Holz Spuren einer Vorzeichnung. Die Temperamaler
dagegen konnten einen besonders präparierten Grund nicht "entbehren, und
dieser scheint in hergebrachter Art aus weisser Kreide (und Leim) bereitet
worden zu sein. Die Worte des Plinius (XXXV, 49: ex omnibus coloribus
cretulam amant udoque inlini recusant purpurissum lassen kaum einen
Zweifel darüber, zumal da das Verfahren sich ununterbrochen bis heute er-
halten hat") und schon bei den Aegyptern zur Vollkommenheit ausgebildet
war (s. p. 11). Den Kreidegrund haben wir uns demnach als weiss und
vollkommen geebnet zu denken, so dass die Farben darauf ihre volle Leucht-
kraft behielten. Zuerst wurde jedenfalls die Zeichnung der Umrisse auf-
getragen, ehe Farbe und Pinsel an die Reihe kamen. genau so wie es in
der Frührenaissance üblich war. Dazu dienten schwarze Kohle oder rote Kreide
(Rötel),12) vielleichtauoh für feinere Dinge der Silberstift. Denn dass man mit-
diesem schwarz angehende Linien ziehen kann, war denAlten bekannt, und es
scheint, dass er für Zeichnungen auf Holz oder Pergament benutzt worden ist. 13)
Buxbaumtäfelchen sind wegen ihres festen Gefüges sehr geeignet
als Grund für kleinere Gemälde; nach "Plinius (XXXV, 77) wurden sie beim
Zeichenunterricht gebraucht")
8) Nach Plato (Legg. V, p. T41 G.) wurde vornehmlich Zypressenholz genommen:
Theophrast (Hist. pl. III, 9, 7) erwähnt Tannenholz; Plin. XVI, 187 nennt Lärchen-
holz als das bevorzugte, da es „unverwiistlich sei und niemals Risse bekomme"
(inventurn pictorum tabellis immortale nullisque fissile rimis).
9) Plin. XXXV, 51: Nero princeps iusserat colosseum se pingi CXX pedum
linteo, incognitum ad hoc tempus.
111) Boäth. de arithm. praef. I p. 1079 (Migne): At piotiuae manibus Iabulae
cornmissae fabrorum, cerae rustica observatione decerptae, colorum fuci meroatorum
perquisiti, lintea operosis elaborata textrinis multiplicem materiam praestant.
11) Die ältesten ausführlichen Anweisungen z ur Grundierung von Tafeln
sind zu finden im Handbuch der Malerei vom Berge Athos (5 4-6) und im Trattato
des Cennino Oennini (cap; 114-120"); vergl. m. Beitr. III. Mittelalter p. 75 und 113.
1') Vgl. Horaz Sat. II. 7, 98: proelia rubriea picta aut carbone. Zeichnungen
von Gladiatorenkämpfen mit Rötel- oder Kohlestift. In der Anekdote bei Plinius
(XXXV, 89) von Apelles, der beim Gastmahl des Ptolemaeus mit einer erloschenen
Kohle das Bildnis des Hofnarren, von dem er arglistiger Weise geladen war, auf die
Wand zeichnete, ist die Kohle zwar nur Notbehelf, zeugt aber von dem Bekanntsein
ihrer Eigenschaft, leicht abzufärben (s. Blümner IV, 426).
13) Plin. XXXIII. 98: lineas ex argento nigras praeduci plerique mirantur.
11) Plin. XXXV,77: „Pamphilus, der Lehrer des Apelles, setzte es durch, dass zuerst
in Sikyon, später in ganz Griechenland das Zeichnen auf Buxb aumtafel n regelmässi-
ger Unterrichtsgegenstand für freigeborene Knaben wurde" (huius (Pamphili) auctoritate
effectum est Sioyone primum, deinde in tota Graecia, ut pueri ingenui omnia ante
graphieen, hoc est picturam, in buxo docerentur recipereturque ars ea in primum
äradum liberalium). Vgl. rculjiov bei Pollux X, 59 "und nuäoypoccpetv bei Artemid, I, 51.
ie Ansichten über die technische Verwendung der Buxbaumtafeln sind verschieden.
Manche glauben, dass die Zeichnung auf diesen eingraviert wurde, wie auf Elfenbein,