Volltext: John Burnet's Principien der Malerkunst

"den Künstler abgiebt, um damit zu beginnen; und da wir fernerweit finden, dass 
diese Vereinigung von dem vermittelnden Bindeglied zwischen zwei Extremen ab- 
hängt, so können wir nur durch die Anwendung eines solchen Mittels eine ange- 
nehme und naturgemässe Erscheinung erreichen. Weiss und Schwarz kann nur durch 
das Dazwischcnkolnmen von Grau vermittelt werden, und Roth und Blau durch die 
Einführung einer dritten Farbe, welche die Eigenschaften von warm und kalt ver- 
einigt. Das Licht kann leichter durch die untergeordneten Lichter von demselben 
Tone, wie solchen das Hauptlicht besitzt, verbreitet werden und Schatten durch das- 
selbe Mittel ausgedehnt und verstreut werden, wie wir dies bei der Breite in der 
Natur beobachten. Da aber ein solches Verfahren in vielen F ällen Monotonie her- 
vorbringen würde, so haben wir eine dritte Eigenschaft zu berücksichtigen, das ist 
der reiche Wechsel in seinen Verschiedenheiten, und da derselbe in der Natur un- 
endlich ist, so haben wir in derselben eine tinversiegbare Quelle, aus welcher wir 
beim Zeichnen schöpfen können. Es sind nur wenige Farben nothwvendig, nmd ies 
Vielfältige des YVechsels hcrvorzubringen, Farben, bei deren Anwendung wir stets 
jedoch die Notlnvendigkeit im Auge behalten müssen, die Breite von Licht und 
Schatten zu bewahren, so wie das Glcichgewvicht Lind die Vereinigung von warnicin 
und kalten Tinten.  
Qirkliirung 
a] lattß 
Fig. 1. stellt die Farben des Regenbogens dar, so wie sie Sir Isaac Newton 
in der Zahl von sieben beschreibt, deren Verhiiltniss er nach dem Prisma folgt-n- 
derniasscn berechnet: Angenommen, dass das Ganze : 100 sei, steht Roth : 11, 
Orange 2 8, Gelb : 14, Grün : 17, Blau : 17, Purpur : 11, Vieh-t : 22. 
Ob die Harmonie auf der natürlichen Folge, oder auf der Verhäiltnissstäirlze der 
Farben beruht, ist mehr ein Gegenstand physikalischer Untersuchung, als der 'l'heo- 
rie der Malerei, da diese Kunst eine angenehme Bewegung des Geistes und der 
limpiiiiduiig, abgesehen von allen theoretischen Grundursaehen, lIOPVOTlJTlIIQLäH 
muss. Es sind Abhandlungen geschrieben um zu beweisen, dass die Harmonie, 
welche in den sieben natürlichen Noten der Musik existirt, auf demselben Grund 
beruhen, da sichtbar wirkende Tonmaschinen Farben anstatt der Töne gezeigt 
haben, und dem Auge denselben Genuss verschafften, Welche andere musikalische 
Instrumente dem Ohr darbieten und hieraus hat man versucht zu beweisen, dass die 
Malerei und die Musik von denselben Gesetzen der Harmonie geregelt würden. 
Die Harmonie, welche aus den Regenbogenfarben hervorgeht, ist durch Leonardo 
da Vinei, das unsterbliche Genie in den hervorragendsten Künsten der Mensch- 
heit, in seinem Kapitel von der Schönheit der Färbung gewürdigt. Er sagt: „WVenn 
Ihr glaubt, dass die Nahe der einen Farbe einer andern, welche neben ihr liegt, 
Schönheit verleihen kann, so beobachtet die Stralen der Sonne in ihrer Zusammen- 
stinnnung im Regenbogcm" und der englische Maler West hat Versucht, auf diesen 
(iflllld hin eine Idiirbungstheorie zu gründen. 
Ich habe indess, nach Allem, was ich über diesen Gegenstand gelesen habe, 
und nach der sorgfältigsten Prüfung der besten Gemälde der grössten Coloristen, 
von Tizian an bis auf unsere Zeit, nicht die Absicht, den Schüler durch eine 
Wiederholung dieser Massen von Theorie zu verwirren. Dasjenige der Theorie
	        
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