Achte Vorlesung,
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setzen und in der Mittellinie einander so nahe stehen, dass
der zwischen ihnen liegende Raum, das Perinaeum, der Damm,
ganz schmal ist. Aber die Grundfläche der Pyramide, der
obere Rand des Beckens, zeichnet seinen Umriss im ganzen
Umfang, oder wenigstens an den Seiten und vorne deutlich
ab; an jeder Seite bilden die Darmbeinkämme, die oberen
Ränder der Darmbeine, eine leicht geschwungene Linie, die
in der Mitte am höchsten ist und deren vorderes Ende steil
nach unten abfällt, um in dem vorderen, oberen Darinbein-
stachel zu endigen, einem Knochenvorsprung, der bei Per-
sonen ohne starkes Fettpolster stets deutlich sichtbar ist.
Vorne zeigt der obere Rand des Beckens einen grossen Aus-
schnitt, dessen Oeffnung nach oben gewandt ist, dessen Mitte
der Schambeinfuge entspricht, und dessen Seitenteile durch
die Poupartischen Bänder, die jederseits vom Schambein-
Stachel zum oberen, vorderen Darmbeinstachel ziehen, ge-
bildet werden.
des
Dieser vordere, in
Beckens bezeichnet
der Mittellinie gelegene Ausschnitt
die untere Grenze des Bauches und
gibt zusammen mit dem unteren Ausschnitt des Brustkorbes,
der Magengrulae, welcher er gegenüberliegt, der vorderen
Bauchgegend die Gestalt eines am oberen und unteren Rand
abgerundeten Schildes; eine Form, die die Künstler des Alter-
tums in der Weise zu übertreiben pflegten, dass sie der
Magengrube statt der Gestalt des Spitzbogens, die sie am
Skelett zeigt, eine alagerundete Form gaben. Wir haben oben
angegeben, dass diese von den Bildhauern des Altertums in
zahlreichen Fällen angenommene Form eine gewisse Berech-
tigung hat.
Nachdem wir das Becken in Bezug auf seinen Bau und
Seine Beteiligung an den äusseren Körperformen betrachtet
haben, müssten wir die Massverhältnisse desselben studieren,
d. h. die Querdurchmesser der Beckengegend. Da aber die
Vorragung der Hüften nicht nur durch die- oberen Ränder
der Darmbeine, sondern auch durch die grossen Rollhügel
des Oberschenkels gebildet wird, werden wir uns dieser
Duval, Grundriss. 6