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Vorlesung.
Siebente
Die Finger bestehen aus kleinen, langen Knochen, die
an einander gereiht sind und Phalangen genannt werden;
ieder Finger besitzt drei Phalangen oder Fingerglieder, mit
Ausnahme des Daumens, welcher nur zwei hat. Man unter-
scheidet die Fingerglieder als erstes, zweites, drittes, indem
man sie von oben nach unten, von der Ansatzstelle der
Finger zu ihrem freien Ende hin zählt (11, 12, 13, Fig. 19),
das dritte heisst auch das Nagelglied, weil es den Nagel
trägt. Die Fingerglieder bestehen wie alle langen Knochen
aus einem Körper und zwei Endstücken. Der Körper ist
von vorne nach hinten abgeplattet und zeigt eine vordere
etwas vertiefte Fläche zur Aufnahme der Beugesehne für die
Finger. Die Beschaffenheit der Endstücke werden wir bei
Besprechung der Fingergelenke kennen lernen.
Solcher Gelenke giebt es für jeden Finger 1. ein Mittel-
handiinger-Gelenk 2. ein Gelenk zwischen erstem und
zweitem Glied und ein in der gleichen Weise gestaltetes
zwischen zweitem und drittem Glied.
I. Die Mittelhandfingergelenke werden durch den
Kopf des Mittelhandknochens und eine Gelenkgrube am un-
teren Endstück des ersten Fingergliedes gebildet (Fig. I9).
Eine derartige Anordnung muss alle Bewegungen ermög-
lichen und es lässt sich leicht feststellen, dass jeder Finger
sich beugen (gegen die Hohlhand), strecken und KNGChSGlIICl
seitlich bewegen kann, (Spreizen der Finger und Annäherung
derselben bis zur völligen Berührung); nur die Gelenk-
kapsel, die Faserhülle, welche jedes Mittelhandtingergelenk
umgiebt, setzt den Bewegungen bestimmte Schranken. So
kann die Streckung nicht über die Stellung fortgeführt wer-
den, bei der die Mittellinie des Fingers mit der des Mittel-
handknochens einen ganz stumpfen, nach hinten offenen
Winkel bildet, denn in dieser Lage wird der vordere Teil
der Gelenkkapsel angespannt, und setzt, da er dick und aus
festen Fasern gewebt ist, der weiteren Streckung bedeuten-
den Widerstand entgegen. Ausserdem ist diese Kapsel bei-
derseits durch ein Seitenband verstärkt, welches an dem