Sechste
Vorlesung.
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oder Speichenrand und einen inneren oder Ellenrand,
sowie zwei Flächen, eine vordere und eine hintere, unter-
scheiden können; derselbe ist mit einem Wort leicht von
vorne nach hinten abgeplattet. Wenn aber die Hand aus
der Supination in die Pronationsstellung rückt, kreuzen sich
die beiden Knochen, nähern sich einander, berühren sich
endlich und der Zwischenknochenraum verschwindet (Fig. I7).
Speiche und Elle bilden dann mit Rücksicht auf die Form
des Ganzen nur eine zusammenhängende Masse, etwa wie
zwei Stäbe, die vorher in geringem Abstand nebeneinander
lagen, wenn man sie übers Kreuz aufeinander legt. In dieser
Stellung wird folglich auch die Gestalt des Unterarmes, nament-
lich in seinen beiden unteren Dritteilen, völlig verändert
anstatt abgeplattet, mit zwei Flächen und zwei Kanten, er-
scheint er jetzt in der Mitte fast genau rund cylindrisch; nur
das unterste Ende über dem Handgelenk und das oberste
Ende unter dem Ellenbogengelenk haben die von vorne
nach hinten abgeplattete Gestalt behalten.
Der Künstler kann sich diese wichtigen Thatsachen gar
nicht fest genug einprägen; man könnte ja vielleicht glauben,
dass es bei einer Figur, die mit der Hand in Supination dar-
gestellt ist, wenn aus irgend einem Grunde diese Stellung
in die der Pronation geändert werden soll, genüge einfach
die Hand und das Handgelenk umzugestalten, ohne in der
Form des Armes etwas zu ändern; die eben erörterten
Einzelheiten zeigen deutlich, dass in solchem Falle die Ge-
stalt des ganzen Unterarmes, namentlich in seinem Mittelteil,
umgeändert werden muss, und das wird noch augenfälliger
sein, wenn wir später bei Betrachtung der Muskeln dieser
Gegend erfahren werden, dass ihre Richtung sich bei dem
Uebergang aus Supination in Pronatioxi und umgekehrt völlig
verändert und dadurch die Gestalt des Unterarrnes noch mehr
wechselt.
Aber der Unterarm ändert nicht nur die Form bei den Be-
wegungen der Supination und Pronation, sondern auch seine
Richtung. Wir haben früher erfahren, dass, wenn Elle und