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Vorlesung.
Fünfundzwanzigste
Menschen, der einen Bissen in den Mund genommen" hat,
ihn aber schlecht schmeckend findet und heftig ausspeit,
indem er mit der Unterlippe eine Art Rinne bildet. Wenn
die Zusammenziehung weniger stark ist, drückt die Phy-
siognomie Widerwillen aus.
Wir verweisen bezüglich der Abbildung dieses immer
mehr oder weniger rohen Ausdrucks auf den Atlas von Du-
chenne; in einer Umrisszeichnung, welche die Mundspalte
nur als einfache Linie gibt, ist er nicht darzustellen.
I2. Hautmuskel des Halses (Platysma myoides).
An den vorderen seitlichen Teilen des Gesichtes und Halses
liegt beiderseits eine "dünne Decke von Muskelfasern unter
der Haut (25, Fig. 53). Dieser Hautmuskel heftet sich unten
an die Haut der oberen Brustgegend; von da gehen seine
Fasern schief nach oben und vorne gegen den Unterkiefer
hin, um sich an die Haut des Kinnes, der Unterlippe, des
Mundwinkels, der Backen anzusetzen; die obersten fast wage-
rechten Faserbündel verlaufen von der Ohrgegend an den
Mundwinkel; dieses Faserbündel wird wohl auch mit dem
wenig berechtigten Namen Lachmuskel (Risorius Santorini)
belegt.
Der Hautmuskel, welcher für sich allein keinen bestimm-
ten Ausdruck erzeugt, unterstützt durch seine Zusammen-
ziehung verschiedene Muskeln des Gesichtes in der Weise,
dass er dem Ausdruck einen Zug schrecklicher Gewaltthätig-
keit gibt. Der eLachrnuskel des Santorinusx erzeugt daher
nicht den Ausdruck des fröhlichen Lachens, sondern mehr
den des gezwungenen, drohenden Lachens, des Grinsens.
Der Hautmuskel wirkt in allen diesen Fällen so, dass er
den Unterkiefer herabzieht und den Mund leicht öffnet, so-
wie den Mundwinkel herabzieht. Er bildet zugleich eine
Anzahl querer Falten an der Haut des Halses. Das sind
die Grundzüge, welche der Physiognomie einen schrecklichen
Ausdruck verleihen können, wie schon Leonardo da Vinci
so gut beobachtet hatte, da er in seiner Abhandlung über
die Art, wie man einen Menschen im Zustand heftiger Wut