Vierundzwanzigste Vorlesung.
241
nicht klar, dass wenn dieses Gesicht greisenhaft, mager,
faltig und gewöhnlich ist, deshalb die Genauigkeit, mit Welcher
der elektrische Reiz ihm die verschiedensten, eigenartigsten
Züge verleiht, nur um so überraschender ist.
Wie das wissenschaftlichen Entdeckungen so oft geht,
wurde die Arbeit von Duchenne in Frankreich verkannt,
und erst gewürdigt, nachdem sie über ein anderes Land dahin
zurückkam, nachdem der englische Naturforscher Darwin
die Ergebnisse des französischen Physiologen zur Grundlage
seiner wichtigen Studien gemacht hatte.
Brauchen wir an die Tragweite und den gewaltigen
Wiederhall der Darwinschen Werke eüber den Ursprung der
Artens, (rdie Entwicklung der Tiere und Pilanzem, adie
Abstammung des Menschenx zu erinnern? Was der grosse
Naturforscher für die allgemeine Lehre von der Gestalt der
Tiere und Pflanzen geleistet hatte, wollte er für die Physio-
logie des menschlichen Antlitzes versuchen. Indem er den
Grund aller Lebenserscheinungen in logischer Verkettung
natürlicher Thatsachen suchte, bemühte er sich durch auf-
merksames Studium des Ausdruckes der Gemütsbewegungen,_
durch Untersuchung ihrer Entstehung und Entwicklung eine
Reihe neuer Beweise für die Entwicklungstheorie zu finden.
Mit einem Wort, Darwin suchte, indem er sich auf das
gleichzeitige Eintreten gewisser nützlicher Bewegungen berief,
und verschiedene Thätigkeiten mit dem sie begleitenden
Ausdruck verglich, zu erklären, warum ein Muskel mehr
wie ein anderer bei dem Ausdruck bestimmter Gemütsbe-
wegungen in Thätigkeit gerät. Wir können hier dieses
Werk nicht ausführlich erörtern; es wird genügen, nachdem
wir es als wichtigen Lesestoff auch für den Künstler em-
pfohlen habeni), zu bemerken, dass ehe man eine Sache.
erklären kann, dieselbegdurchaus feststehen muss. So war
die Erklärung des Anteiles, welchen jeder Muskel am Ge-
Charles Darwin.
Mensch und Tier,
Duval, Grundriss.
Der
Ausdruck
der
Gemütsbewegungen
bei