Vierundzwanzigste Vorlesung.
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die Augenlinie, die Mundlinie u. s. w. gesondert einwirken.
Dagegen erhebt der Lachmuskel die Mundwinkel und zieht
sie schief nach oben und aussen, und gibt auch. durch ge-
wisse Wirkungen, die wir später besprechen werden, der
Augenlinie eine anscheinend gleiche Richtung. Mit einem
Wort, die Gesichtszüge, wenn sie aus dem Ruhezustand,
wie ihn die erste Figur von Humbert de Superville darstellt
herauskommen, bewegen sich in zwei verschiedenen Rich-
tungen, sei es, dass sie, um uns so auszudrücken, auf der
Tonleiter der Fröhlichkeit und des Lachens emporsteigen
(nach oben und aussen schief gestellte Züge, Fig. 65) sei es,
dass sie die Stufenleiter der Trauer, des Schmerzes, der
Thränen durchlaufen (nach unten und aussen geneigte Züge,
Fig. I4). Der Umstand, dass die von Humbert de Super-
ville gegebenen Umrisszeichnungen so treffend den allge-
meinen Ausdruck der Physiognomie wiedergeben, hat uns
veranlasst, ähnliche Umrisszeichnungen zur Darstellung der
Wirkung eines jeden Muskels im einzelnen zu entwerfen.
Da die Wirkung eines jeden Muskels bekannt ist und wir
durch die Photographien Duchennes die Richtung, welche
er diesem oder jenem Gesichtszug verleiht, kennen, sei
es der Augenbrauenlinie, oder der Lidöffnung, oder den
Nasenwinkeln, oder den Lippen haben wir diese Aen-
derungen in der Richtung oder Gestalt einer jeder dieser
Linien durch einen einfachen Strich angedeutet und so theo-
retische Figuren erhalten, welche ausdrucksvoll genug sind,
um sozusagen in geometrischer Form die Leidenschaft dar-
zustellen, bei deren Ausdruck dieser oder jener Muskel be-
teiligt ist. Derart sind die Figuren 67, 69, 71, 73, 74,
75, 77, an denen wir die Betrachtung jedes einzelnen (Mus-
kels des Ausdrucksx zusammenfassen. Selbstverständlich sind
diese anspruchslosen Umrisszeichnungen nur sozusagen das
A B C der Physiognomik.
Es wird Zeit, in unserer geschichtlichen Darstellung zu
dem Werk Duchennes überzugehen, welchem wir alles
Folgende entlehnen werden. Während alle seine Vor-