Vorlesung.
Vierundzwaxxzigste
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heit des Portales kündigt den Wert dessen, was daraus her-
vortritt; hier ist es die Stimme, der Dolmetscher des Herzens
und der Seele, der Ausdruck der Wahrheit, der Freund-
schaft und der zartesten Gefühlen Was die unaufhörliche
Vergleichung der Physiognomie des Menschen mit der der
Tiere betrifft, lässt der Verfasser sich durch nichts auf sei-
nem phantastischeniWege aufhalten, und wir sehen ihn mit
der gleichen Sicherheit über die Physiognomie der Fische,
der Schlangen, der Heuschrecken und der Eingeweidewür-
mer (l) sprechen wie über die des Menschen. aMehreren
Fischen, sagt er, fehlt das, was den Charakter der Anmut,
Lieblichkeit und Zartheit bedingt. Die Eingeweide-
würmer haben eine entschiedenere Physiognomie . ihr
physiognomischer Charakter Hösst dem Menschen Traurigkeit
und Furcht einn)
Um zu Arbeiten ernsterer Art, Wenngleich auch noch
auf die Erfahrung gegründet, zu kommen, haben wir zunächst
ganz besonders ein Werk zu erwähnen, welches zwar nur
nebenbei von den Gesichtszügen handelt, aber einige wert-
volle Beobachtungen giebt, die wir bei der schematischen
Darstellung von der Wirkung der Hautmuskeln des Gesichtes
uns zu Nutzen zu machen gesucht haben. Es handelt sich
um die Abhandlung von Humbert de Superville (Des
signes inconscients de Part 1'827). Der Verfasser giebt da
drei Umrisszeichnungen des menschlichen Gesichtes, in Wel-
chen die Augen, die untere Nasengrenze und der Mund
durch einfache Linien angedeutet sind; aber in dem einen
dieser Schemata sind die Linien alle wagerecht (Fig. 63),
in dem andern sind sie sämtlich nach unten aussen von der
Mittellinie schräg (Fig. 64) und in dem dritten nach aussen
oben geneigt. Der Verfasser macht darauf aufmerksam, dass
die erste Figur mit den wagerechten Linien den Eindruck
der Ruhe, Erhabenheit und Standhaftigkeit giebt, und fügt
hinzu, dass in gleicher Weise in der Natur und in der Bau-
kunst wagerechte, regelmässige, gleichlaufende Linien die
Vorstellung der Ruhe, der Dauerhaftigkeit, der Grossartigkeit