Zweiundzwanzigste Vorlesung.
219
Fussmuskeln. Der Fuss zeigt nicht nur wie die Hand
Muskeln an seiner Sohlenfläche, sondern er hat auch einen
Wohlausgebildeten Muskelkörper an der Rückenfläche, den
gemeinsamen kurzen Zehenstrecker.
Dieser Muskel (Extensor digitorum communis brevis)
(11, Fig. 59 und I4, Fig. 60), besteht aus einem kurzen,
platten Fleischkörper, der tiberkreuz auf dem Fussrücken an-
geordnet ist, d. h. der schief von hinten aussen, nach vorne
innen zieht. Sein hinterer äusserer Rand ist abgerundet
und entspringt am oberen äusseren Ende des Fersenbeines,
an dem Sinus tarsi (s. S. 118). Er geht von hier breiter
werdend, nach vorne und innen unter den Sehnen des gemein-
samen langen Streckers durch und zerfällt bald in vier Muskel-
zacken, an deren jede sich eine Sehne anschliesst. Diese
Sehnen kreuzen die des gemeinsamen langen Streckers so,
dass sie eine Art Gitter mit rautenförmigen Maschen bilden,
und gehen an die vier ersten Zehen, indem sie sich ent-
weder am Gru-nd des ersten Gliedes anheften, oder mit der
Sehne des langen Streckers verschmelzen.
Dieser Muskel trägt zur Streckung der Zehen mit bei
und verbessert durch seine schiefe Richtung den in entgegen-
gesetztem Sinne schiefen Verlauf des langen Streckers. Wenn
er sich verkürzt, wölbt sich sein Fleischkörper aussen und
hinten von den Sehnen des langen Streckers sehr deutlich
vor, da nichts darauf einschnürend wirkt und die Wölbung
wird um so deutlicher, weil unmittelbar dahinter eine mehr
oder weniger deutliche Einsenkung, die dem Eingang des
aSinuS tarsix entspricht, vorhanden ist.
Wir werden uns hier mit Betrachtung der Fusssohlen-
muskeln nicht aufhalten. Was die äussere Form betrifft, so
verdankt der Fuss alle Einzelheiten der Gestaltung des
Knochengerüstes. Die Muskeln der Fusssohle runden die
Vorsprünge des Skelettes ab, füllen einige Lücken oder Ver-
tiefungen aus, aber ändern die Form .des Knochengerüstes
in keinem wesentlichen Punkt. Andererseits sind die zahl-
reichen hier vorhandenen Muskeln in der Regel sehr wenig