Volltext: Grundriss der Anatomie für Künstler

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Vorlesung. 
Zweiundzwanzigste 
ordnung dieser Muskeln ist nun aber eine solche, dass ihre 
äussere Gestalt in der Ruhe und Während der Thätigkeit 
eine durchaus verschiedene ist. Jeder Zwillingsmuskel zeigt 
nämlich an seinem oberen Abschnitt eine über seine äussere 
Hälfte (wenn man die Mitte des Beines als Mittellinie nimmt) 
ausgebreitete Sehne, Welche dieselbe bedeckt und nur die 
innere Hälfte freilässt (Fig. 58). Im Ruhezustand verschmelzen 
die beiden Hälften jedes Muskels zu einer gleichmässigen 
runden Vorwölbung, der von der sehnigen Ausbreitung be- 
deckte Abschnitt unterscheidet sich in nichts von dem, dessen 
Fasern freiliegen. Wenn sich aber der Mensch auf die Fuss- 
spitzen stellt, oder bei irgend einer anderen Bewegung die 
Zwillingsmuskeln stark zusammenzieht, sieht man an jedem 
dieser beiden Muskeln die innere Hälfte viel stärker an- 
schwellen als die äussere, die durch das Sehnenband bedeckt 
und eingeschnürt ist. Deshalb zeigt bei einer solchen Be- 
wegung die gesamte Wadenwölbung eine leichte ovale Einsen- 
kung auf jeder Seite und in der Mittellinie einen langen, senk- 
rechten Wulst. Dieser Wulst wird durch die freien Muskel- 
fasern der Zwillingsmuskeln gebildet, die sich während ihrer 
Verkürzung einander nähern, sich fest aneinander legen, 
und zu einer in der Mittellinie liegenden Wölbung zusammen- 
fliessen.  Fig. 58, an der man durch die Verschiedenheit 
der Schattierung die sehnigen und fleischigen Abschnitte 
unterscheiden kann, kann uns ein deutliches Bild von den 
wichtigen Einzelheiten der Form, die uns hier beschäftigen, 
geben. Die hellen sehnigen Stellen entsprechen den oben 
genannten Abflachungen, die ausgezeichneten fleischigen Ab- 
schnitte dem mittleren Wulst, aber mit dem Unterschied, 
dass bei der Zusammenziehung der Muskeln dieser mittlere 
Wulst sozusagen gleichmässiger ist, als in der Figur 58, in- 
dem die beiden ihn zusammensetzenden Hälften völlig zu 
einer Masse zusammengeüossen erscheinen, so dass selbst 
der dreieckige Zwischenraum an ihren oberen Enden ver- 
schwunden ist. 
Wir 
müssen 
jetzt 
auf 
das zurückkommen, 
was wir 
oben
	        
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