Einundzwanzigste Vorlesung.
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sichtbar sind, nämlich den Ka1nmmuskel, den ersten An-
zieh er, und den schlanken Muskel. Dann werden wir
noch die fast völlig durch die obengenannten. verdeckten
Muskeln flüchtig erwähnen, den kleinen und den grossen
Anzieher.
Der Kammmuskel (Muse. pectineus), (22, Fig. 50
und 1 1, Fig. 57) der erste und kürzeste Muskel dieser Gegend
stellt ein breites Fleischband dar, das sich von dem wage-
rechten Schambeinast an den obersten Teil des Oberschenkels,
(die Linie, die von der rauhen Linie an den kleinen Roll-
hügel geht) ausspannt. Der untere Teil dieses Muskels ist
durch den Schneidermuskel verdeckt, und auch sein oberer
Teil zeichnet sich durch die Haut nur in sehr unbestimmten
Umrissen, da er immer mehr oder Weniger von Fett einge-
hüllt ist. Der Kammmuskel und der obere Teil des Schnei-
dermuskel begrenzen einen dreieckigen Raum mit nach unten
gerichteter Spitze, der in der chirurgischen Anatomie unter
dem Namen des S carp a s ch en Dreiecks bekannt ist. In dem-
selben setzt sich ein umfangreicher Muskel an, dessen Fleisch-
körper zum grössten Teil innerhalb der Becken- und Bauch-
höhle gelegen ist, das ist der Iliopsoas, der Darmlen-
denmuskel (I, 2, Fig. 57), der von den seitlichen Teilen
der Wirbelsäule (Psoas) und aus der Darmbeingrube (Ilia-
cus) entspringt, unter dem Schenkelbogen herabsteigt und
so in die Tiefe des eben beschriebenen dreieckigen Raumes
gelangt, wo er sich am kleinen Rollhügel ansetzt. Selbst-
verständlich ist dieser Muskel an der äusseren Gestalt nicht
sichtbar. Der dreieckige Raum, dessen Boden er bildet, wird
durch Blutgefässe und Lyrnphdrüsen ausgefüllt, welche diese
Gegend bei den einzelnen Menschen sehr unregelmässig
gestalten.
Der erste oder mittlere Schenkelanzieher (Ad-
ductor medius), (erster nach der Reihenfolge in der
Lage, mittlerer nach seiner Grösse genannt) ist dreieckig
(10, Fig. 57), seine sehnige Spitze entspringt von dem Scham-
beinstachel, und seine Grundfläche heftet sich, vom Schnei-