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Einundzwanzigste Vorlesung.
fläche gelangt, und dann bis zum Knie herabsteigt, wo es
um den inneren Gelenkknorren des Oberschenkels sich in
einer nach vorne offenen Bogenlinie herumschlägt (Fig. 61)
und sich am obersten Ende der Innenfläche des Unter-
schenkels mit einer platten Sehne (19 und 20, Fig. 61) an
dem Schienbein ansetzt, welche die oberste Schichte des
(Gänsefussesw (Pes anserintis) bildet, einer sehnigen Aus-
breitung, an welcher sich auch der schlanke Muskel und
der Halbsehnige beteiligen.
Der Schneidermuskel bewirkt Beugung des Ober-
schenkels gegen Becken und Unterschenkel, d. h., er gibt
dem Schenkel die Stellung, wie sie die Schneider einnehmen,
wenn sie auf ihrem Tisch hocken; daher kommt auch sein
Namen. Wenn er sich zusammenzieht, macht sich die Ver-
dickung nur an seinem obersten Ende durch eine Vorwölbung
äusserlich sichtbar; mit dem übrigen Teil seiner Länge drückt
der Muskel, da er auf dicken, weichen Fleischmassen, den
Anziehern des Schenkels, aufliegt, diese nieder, senkt sich
etwas in sie ein, wie das eine Schnur thun würde, die man
kräftig um einen formbaren Körper winden würde, und zeigt
also dann sein Vorhandensein durch eine breite flache Furche
an, die besonders an der Innenseite des Schenkels, an der
Vereinigung der beiden oberen und des unteren Drittels
sichtbar ist.
Der dreiköpfige Schenkelmuskel (Triceps cruralis)
wird auch wohl, da manche Anatomen neben den seitlichen
noch einen mittleren Kopf unterscheiden, als vierköpfiger,
Quadriceps, bezeichnet (6, 7, 8, Fig. 57).
Der dreiköpfige Schenkelmuskel gehört ebenso-
wohl der äusseren und inneren Seite des Oberschenkels
an, wie der Vorderseite, aber sein für die äussere Gestaltung
wichtigster Abschnitt, sein gerader Kopf liegt vorne. Er
besteht, wie sein Name schon angiebt, ganz Wie der ihm ent-
sprechende Streckmuskel des Oberarmes, aus drei Ab-
teilungen oder Köpfen, einem mittleren oder geraden
und zwei seitlichen, einem äusseren, einem inneren.