Zwanzigste Vorlesung.
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linger stark auseinanderspreizt, d. h. wenn man die drei eben
beschriebenen kleinen Muskeln in Thätigkeit versetzt, bilden
ihre Sehnen an den Rändern dieses Dreiecks vorspringende
Stränge, zwischen denen eine ziemlich bedeutende dreieckige
Vertiefung liegt; diese Vertiefung nennt man wohl die aana-
tomische Schnupftabaksdosex (4, Fig. 56).
Der besondere Strecker des Zeigefingers (ex-
tensor indicis proprius) ist am enthäuteten Körper
nicht sichtbar. Tief unter dem gemeinsamen Fingerstrecker
gelegen, endigt er in eine Sehne (13, Fig. 56), die mit der
vom gemeinsamen Streckmuskel an den Zeigefinger abgehen-
den Sehne verschmilzt; diesem Muskel verdankt der Zeige-
finger seine Fähigkeit, sich ganz unabhängig von den anderen
Fingern zu strecken, und damit die Thätigkeit zu üben, von
der er;seinen Namen hat.
Handmuskeln. Die eigenen Handrnuskeln sind zahl-
reich und verdienten genauere Betrachtung wegen der so
mannichfachen und feinen Bewegungseinrichtungen unserer
Finger, da aber die verschiedenen Einzelheiten ihrer sehr
verwickelten Anordnung in der äusseren Gestalt nur in groben
Umrissen zu Tage treten, werden wir uns auf eine kurze
Aufzählung derselben und, einige allgemeine Bemerkungen
beschränken.
Der Handrücken (Fig. 56) besitzt keinerlei lleischige
Muskelkörper, er zeigt uns nur die zu den Unterarmmuskeln
gehörigen Sehnen. Dagegen enthält die Hohlhand ausser
den Sehnen, welche die Wirkung der Unterarmmuskeln auf die
Finger übertragen, zahlreiche kleine Muskeln, die in drei
Gruppen geordnet sind. I. Eine äussere Gruppe, welche dem
Daumen angehört und in der Höhe des ersten Mittelhand-
knochens die als Daumenballen(E1ninentia Thenar)
bezeichnete Heischige Vorwölbung bedingt. 2. Eine innere
Gruppe, dem kleinen Finger angehörig und als Kleinfinger-
ballen (Hyp othenar) bezeichnet; 3. endlich eine mittlere
Gruppe, die eigentlichen Hohlhandmuskeln, die für die
anderen Finger bestimmt sind.
Duval, Grundriss. I3