Vorlesung.
Dreizehnte
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beinnaht, und eine hintere, die Keilbein-Scheitelbeinnaht.
Diese letztere, welche sehr kurz ist, teilt sich an ihrem hin-
teren Ende in gleicher Weise in eine untere, senkrecht ver-
laufende Naht, die Keilbein-Schläfenbeinnaht, und eine obere,
gekrümmte, die Schläfenbein-Scheitelbeinnaht, welche um die
Schläfenbeinschulape herumzieht ßund ganz hinten in der Höhe
des Warzenfortsatzes sich mit dem unteren Ende der Lambda.-
naht vereinigt.
Wir sagten, dass der Schädel im allgemeinen die Gestalt
eines Eies hat, dessen runder Pol nach hinten gewandt ist;
aber es ist eine gewöhnliche Beobachtung, dass diese Eiform
bei verschiedenen Personen sehr verschiedene Massverhält-
nisse zeigen kann. Einige Schädel z. B. zeigen ein bedeuten-
des Ueberwiegen des Längsdurchmessers über den Queren,
man pflegt solche Schädel Langschädel zu nennen; um-
gekehrt spricht man von Rundschädeln, wenn der Querdurch-
messer dem Längsdurchmesser nahezu gleichkommt. Die
Anthropologie bemüht sich, das Verhältnis des Queren zu
dem Längsdurchmesser der Schädel in genauen Massen aus-
zudrücken und bezeichnet es als Index cephalicus. Wie wir
früher bei Besprechung des Verhältnisses vom Unter- und
Oberarm ausgeführt haben (s. Index brachialis p. 73) wird
unter Index die Ziffer verstanden, welche das Verhältnis eines
kleineren zu einem grösseren Mass prozentisch angibt, in-
dem man das längere gleich 100 setzt und die thatsächlich
durch Messung gefundenen Zahlen dementsprechend umrech-
net. Man findet nach dieser Messart, dass bei gewissen
Schädeln der Querdurchmesser verhältnismässig sehr kurz
ist, wenn man den Längsdurchmesser gleich IOO setzt,
nur etwa 75 beträgt.
Bei diesen Schädeln ist also der Index cephalicus nur 75
und 111311 bezeichnet Sie als KdOllChOCCphÄlß (Langschädel,
von Öolufög, lang, und xupali. Schädel). Andere zeigen einen
Querdurchmesser, dessen Länge sich der des Längsdurch-
-messers nähert bis auf 83 oder 84 zu 100. Dieser Index
cephalicus von 83 ist bezeichnend für die Schädelform,