Zehnte
Vorlesung.
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heiten der äusseren Form nur durch die uns jetzt bekannten
Knochen und Bänder bedingt, und diese werden wir ein-
gehender schildern.
Die Vorderseite des Knies muss in zwei verschiedenen
Stellungen betrachtet werden, in der Streckung oder schwachen
Beugung und in der stärksten Beugung. I. Bei stärkster
Beugung sieht man nur die Form der Oberschenkelrolle
(s. oben pag. 101). 2. Bei der Streckung findet man an der
Vorderliäche des Kniees der Reihe nach von oben nach
unten eine dreieckige Fläche oberhalb der Kniescheibe, die
durch die Sehne des Schenkelstreckers gebildet wird, dar-
unter den Abdruck der Kniescheibe, deren dreieckige Ge-
stalt mit nach oben gerichteter Grundfläche deutlich unter
der Haut sichtbar ist. Die beiden oberen Ecken der Knie-
scheibe sind oft besonders kenntlich in Gestalt von zwei
kleinen rundlichen Vorsprüngen; unter der Kniescheibe
bildet das Kniescheibenband einen in der Mittellinie senkrecht
verlaufenden Vorsprung, der bis an den Schienbeinhöcker
sich erstreckt und stark vorspringt. Aber ausserdem finden
wir meist auf jeder Seite des oberen Teiles vom Knieschei-
benbande unmittelbar unter der Kniescheibe eine sanfte,
leicht eindrückbare Vorwölbung, welche Teilen der Gelenk-
gegend entspricht, die bisher noch nicht erwähnt wurden,
und zu dem unter dem Kniescheibenbande gelegenen, vom
unteren Rand der Kniescheibe bis zum vorderen Rande der
Schienbeingelenkfiäche reichenden Abschnitt der Gelenk-
kapsel gehören. Dieser Abschnitt der Kapsel (c Fig. 33)
ist dick und wird fast allein durch ein grosses Polster
aus Fettgewebe gebildet, welches sich bis in den Innen-
raum des Gelenkes erstreckt und ausserhalb desselben an der
Vorderseite des Kniees eine Vorwöllaung bildet, welche durch
das Kniescheibenband in der Mitte niedergedrückt und so
in zwei seitliche Abteilungen geschieden wird. Wenn der
Schenkelstrecker stark an der Kniescheibe und dem Knie-
scheibenband zieht, drückt dieses in erhöhtem Masse auf
das Fettpolster, so dass es nach beiden Seiten ausweichen