Volltext: Grundriss der Anatomie für Künstler

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Vorrede. 
weniger, die Beschreibung der Gestalt dieser oder jener 
Körpergegend als die wissenschaftliche Erklärung dieser Ge- 
stalt und ihrer Veränderungen im Ruhezustand und bei Be- 
wegungen. Deshalb nehmen wir, anstatt von den ober- 
flächlichen Körperteilen bis zu den tief gelegenen Teilen des 
Knochengerüstes vorzuschreiten, zunächst dieses selbst als 
Ausgangspunkt unserer Studien. Nur an ihm vermögen wir 
die Gesetze für die Bewegungen der Gliederabschnitte 
gegeneinander und der Glieder gegen den Rumpf festzu- 
stellen ebenso wie die gegenseitige Richtung dieser Abschnitte 
zu einander und zu dem gesamten Körper. An diese grund- 
legenden Kenntnisse knüpfen sich erst die der Muskelmassen, 
welche diese Knochen bewegen und der Künstler wird dann 
imstande sein, das Spiel der Teile, welche die Körperformen 
mit ihrer unendlichen Mannigfaltigkeit in Erscheinung und 
Bewegung bedingen, durch die Haut wie durch einen durch- 
sichtigen Schleier im einzelnen zu beobachten. 
Diese Art ides Unterrichts, die wir als crsynthetischeii 
(aufbauende), bezeichnen können, unterscheidet sich von der 
in den meisten Werken über diesen Gegenstand befolgten, 
da diese (ranalytischx (zergliedernd) vorgehen. Wir denken 
hier vor allen Dingen an das Lehrbuch von Gerdy, wel- 
ches die sorgfältigste Veröffentlichung über plastische Ana- 
tomie bildet (P. N. Gerdy,'Anat-omie des formes du corps 
humain, appliquee a la peinture a la sculpture et a la chi- 
rurgie, Paris 1829), aber insofern einen Fehler begeht, als 
es sich mit der Beschreibung der äusseren Form begnügt, 
während es die Darlegung der anatomischen Gründe für 
diese Formen verkürzt. Andererseits bestehen die anderen 
Werke über Anatomie, welche in die Hände unserer Schüler 
der Kunstakademie gelangen, meist aus einem Band Text 
und einem Atlas Tafeln! (Das ist nicht so im Auslande; so 
gibt es in Deutschland das Werk von Harless, Lehrbuch 
der plastischen Anatomie für akademische Anstalten, Stutt- 
gart 1876, und in England das von John Marschal, Ana- 
tomie for Artists, London 1878). Unter diesen Verhältnissen,
	        
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