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des Bauches verunstaltet, andererseits werden die Weichen
weggeschnürt. Die Linie der Weichen soll convex ver-
laufen und sich entweder direct und ohne Unterbrechung
in die zum Rollhügel hinabsteigende Hüftlinie fortsetzen,
oder es soll durch den Darmbeinkamm eine leichte Erhebung
hervorgebracht werden, unter der dann eine seichte Ein-
biegung liegt. Wenn aber die Weichen weggeschnürt sind,
so ragt der Darmbeinkamm wie eine Leiste hervor, die
bisweilen bis zum vorderen oberen Darmbeinstachel ver-
folgt werden kann. Eine noch weitergehende Entstellung
besteht darin, dass Haut und Fett des Bauches nach ab-
wärts gedrängt werden und hier einen Wulst über dem
Beckenrande bilden, der seitlich tiefer herabragt als in der
Mitte. Selbst an der Leiche sind diese Verunstaltungen
noch deutlich erkennbar und unter dem in der Mittellinie
bemerkbaren Ausschnitte findet das Messer den [II pyra-
mzklrzlzlv abdonzinis. Mit der WVirksamkeit dieses Muskels
scheint die seltsam hässliche Form zusammenzuhängeil,
welche die Entstellung annimmt.
Ein tiefstehender Nabel macht bei weiblichen Figuren
einen noch schlechteren Eindruck als bei männlichen. Der
Ort des Nabels wird am besten bestimmt, wenn man seine
Entfernung von der Halsgrube, also vom oberen Ende des
Brustbeines, vergleicht mit seiner Entfernung von dem
Punkte, wo sich die beiden Linien der Schenkelbeugen
treffen, der also zugleich der Anfang des Schenkelspaltes ist.
Wenn man die letztere Entfernung gleich 1oo setzt, so
beträgt die erstere bei den Grazien in der Dombauwerk-
stätte zu Siena 174, ebensoviel bei der Venus im Vatican,
welche in der Rechten ihr Haar, in der Linken ein Salben-
krüglein hält. Bei der Venus des Sandro Botticelli
ist die Zahl 167, bei einem von Schadow gemessenen
Frauenzimmer von 5 Fuss 31], Zoll Länge 162, bei der
von ihm aufgerichteten medicäischen Venus 160 und bei
einem von ihm gemessenen Frauenzimmer von 5 Fuss
6 Zoll Höhe nur 157. Zwischen diesen Verhältnissen kann