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ist sie häufig nicht deutlich, weil sie von drei Bedingungen
abhängt, die nicht immer zusammentreffen. Die erste ist
kräftige Entwickelung der Brustmuskeln, insonderheit des
grossen Brustmuskels (Mzsculzzs prctaralis Major), die zweite
eine massige, nicht zu starke und auch nicht schwache
Fettdecke. Die dritte Bedingung ist eine Brust, die in sich
Halt hat, die nicht der Schwere folgt und die zwischen ihr
und der Achsel befindliche Haut nicht nach abwärts spannt.
Fig. 9 zeigt sie, nicht stark, aber deutlich entwickelt,
nach einer Photographie vom lebenden Modell.
Es ist bekannt, dass auch Künstler, die sich um die
Antike nicht kümmern, oft genug an den Brüsten corri-
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gieren, weil diese an sonst guten und wohlgeschulten
Modellen häufig nicht mehr in solchem Zustande sind, dass
sie naturgetreu dargestellt werden könnten. Bei dlCSCF
Correctru" nun ist jedesmal auch an die vordere Wand der
Achselhöhe zu denken und die Antike als mustergiltig
nachzuahmen.
Das hier Gesagte gilt für weibliche Figuren, welche
die Blüthe des Lebens, die vollkräftige Entwickelung dar-
stellen. Der Künstler wird durch das Studium sehr junger,
noch schmächtiger Modelle selbst erfahren, wo er hinter
dem oben Geforderte-n zurückzubleiben hat, wenn es sich
darum handelt, die Knospe der Schönheit darzustellen.
Aber vor Einem muss ich warnen, davor, dass nicht dürftige,
krankhafte Entwickelung verwechselt werde mit normaler,