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menschlichen Körpers einander unterstützen, die einander
unterstützen können.
Sind nun die Arme gebeugt und belastet, z. B. durch
ein schweres Gefäss, das man vor sich in den Händen halt,
so tritt der zusammengezogene Supinalor lolzgus wie eine
kantige Leiste am oberen Theile des Unterarmes hervor, sich
zum Oberarm hinspannend. Hiedurch können die Formen
des Armes besonders dann, wenn er kein reichliches Fett-
polster hat, in hohem Grade entstellt werden. Auch bei
wenig muskulösen Individuen tritt diese Entstellung ein, da
der Muskel nicht dadurch hervortritt, dass er anschwillt,
sondern dadurch, dass er zwischen festen Punkten ausge-
spannt wird. Ja, wenn es zugleich an einer Fettbedeckung
mangelt, so ist die Entstellung noch grösser als bei musku-
löseren Individuen, weil der Muskel noch mehr platt und
scharfkantig wird. Es kommt noch dazu, dass bei dieser
selben Action auch die Sehne des zweiköpfigen Armbeu-
gers (Jlff. Zziceps braclzii), auch derjenige Theil, welcher in
die Sehnenbinde des Unterarmes übergeht, sich leicht in
unschöner Weise bemerklich macht.
Ein "besonders häufiger Fehler an Modellen germani-
scher Abkunft ist das knorrenartige Hervortreten des Köpf-
chens der Ulmz hinter dem Handgelenk. Ich erwähne dies
nur der Vollständigkeit halber; denn der Fehler selbst ist
so hässlich, dass ihn kaum irgend ein Künstler an einem
weiblichen Arm, der auf Schönheit Anspruch erheben soll,
nachmachen wird. Auf Bildern des Mittelalters ist dies aller-
dings bisweilen geschehen infolge von knochigen und
mageren Modellen, welche bevorzugt wurden. Nicht minder
hässlich ist das eckige Hervorragen des obersten Theiles
der Ulm: am gebeugten Arm, der vspitze Ellenbogenu, der
durch ungewöhnliche Länge des Olekranon und durch
Magerkeit bedingt wird. Er ist gleichfalls von Künstlern
nicht immer vermieden worden und verunziert unter an-
derem auch die Venus auf der Muschel von Sandro Botti-
celli. (Vergleiche Fig. 4 auf Seite 25.)