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des grossen zweiköpfigen Armbeugers (JW. biceps lzrzzclziz)
erhalten wird. Ihr gegenüber auf der Speichenseite des
Armes zeigt sich eine Ausbuchtung. Da der Arm bei der
Pronation in der Regel auch im Schultergelenk gedreht
wird, so wendet der Winkel zwischen Oberarmbein und
Ellenbogenbein, der beim gestreckten supinierten Arm nach
aussen offen war, seine offene Seite nach vorne, wodurch
das untere Ende des Ellenbogenbeines gegen das obere
vorspringt. Ueber die so schief gestellte Ulmz ist nun der
Radius (die Speiche) hingewälzt, und zwar in voller Pro-
nation so, dass sein vorderes Ende weiter nach rückwärts,
bei gehobenem Arm tiefer, als das der Ulmz steht. Dies
alles zusammen gibt unruhige, unharinonische Linien, welche
künstlerisch schlecht wirken sowohl bei Männern als bei
Weibern.
Die Form des männlichen Oberarmes hängt in so
hohem Grade von der Entwickelung der Muskeln und der
dargestellten Action ab, dass hier nichts Näheres über
denselben gesagt werden kann. Der weibliche Oberarm gilt
den meistenfür um so schöner, je mehr er bei mässig
gebeugtem Unterarm drehrund ist, und auch die Ober-
arme der Antiken nähern sich der drehrunden Form an.
In
d er
Renaissance
indessen
Enden
wir
oft
den
der
Natur so häuügen seitlich abgeflachten Oberarm dar-
gestellt und den Gegensatz in der stärkeren Entwickelung
des Oberarmes in die Tiefe, das hcisst von vorne nach
rückwärts, und der des Unternrmes in die Breite zum
deutlicheren Ausdruck gebracht. Die Meister der Renais-
sance waren eben viel stärkere Naturalisten als man nach
hergebrachten Lehren anzunehmen gewohnt ist.
Der drehrunde Oberarm ist wesentlich bedingt durch
ein kurzes, bei der Beugung des Armes Wenig vorspringendes
Olekranon, durch eine kurze, sich an der Speiche möglichst
hoch oben ansetzende Sehne des zweiköpfigen Armbeugers
(ZU. llzhps Öraclzliz) und durch eine im Verhältnisse zu der
Entwickelung der Musculatui" reichliche Fettschichte, welche