den Antiken meistens der äussere Augenwinkel stärker
gegen den inneren zurücktritt, als dies bei der Mehrzahl
der Leute der Fall ist, die wir täglich zu sehen gewohnt
sind. Es hat dies den Vortheil, dass sich das Auge besser
im Profil darstellt. Auf die Richtung der Gesichtslinien
im physiologischen Sinne des Wortes, der Augenaxen,
d. h. derjenigen geraden Linien, welche man sich von dem
angesehenen Punkte zu den Mittelpunkten der beiden
Augen gezogen denkt, hat dies natürlich keinerlei Einfluss.
Diese sind unter allen Umständen abhängig von der Lage
des Gegenstandes, der fixiert, der angesehen wird. Es
wird nur von der Schläfenseite aus ein grösserer Theil
des Augapfels in der Lidspalte sichtbar.
Die Augenlider eines Bilclhauermodells, namentlich
das obere, seien gegen den Rand hin nicht zu dünn und
die horizontale Fläche setze sich scharf gegen die verti-
cale ab. Dem Bildhauer fehlt die Hilfe, welche die Wimpern
dem Maler für die Zeichnung des Auges darbieten. Wenn
das Auge aufgeschlagen ist, seien Augenlid und Brauen-
Wulst durch eine einfache und schön geschwungene Linie
getrennt, ohne unregelmassige Nebenfaltchen. Ist der Blick
gesenkt, so steige die Proflllinie vom Brauenwulst zu der der
Hornhautmitte entsprechenden Stelle des Lidrandes gerad-
linig und ununterbrochen herab. Im Schlafe richtet sich
die Hornhaut nach oben, und ihr Ort muss dann an einer
leichten Erhöhung des Lides bemerklich sein.
Die Backenknochen dürfen nicht hervorragen und
die Wangenflächen müssen continuirlich und ohne trennen-
den Absatz in die Oberlippe übergehen. Das ist Regel
bei den Antiken, welche Ideale weiblicher Schönheit oder
schöne junge Männerköpfe darstellen. Nur bei älteren Indi-
viduen, ferner bei faunischen Gestalten und bei Lachenden
findet sich jene bei uns so häufige Linie, welche am oberen
Ende der Aussenseite des Nasenfiügels beginnt, im Bogen
um den "ausseren Mundwinkel herumzieht und dort endigt.
Die Darstellung derselben in Gesichtern, die auf ideale