lung von Licht und Schatten noch immer die wesent-
lichen Bestandtheile des Gesichtes und die charakteristi-
schen Züge selbst aus der Ferne zur Anschauung bringen.
Ich sage absichtlich durch die Vertheilung von Licht und
Schatten, denn die Entfernung, aus der die Werke der
Sculptui- betrachtet werden, ist in der Regel zu gross,
als dass das Hilfsmittel, welches wir in unseren Augen-
bewegungen haben, um die Unterschiede der dritten Dimen-
sion, der Tiefendimension, zu ermessen, sich noch wirksam
erwiese. Die Tiefenunterschiede, wie sie das menschliche
Gesicht darbietet, sind eben im Verhältnisse zu einem
grösseren Abstande zu geringi).
Unter diesen Rücksichten sind die Ideale der grie-
chischen Bildhauer erwachsen, die nicht sterben werden,
so lange es eine plastische Kunst gibt. Die Grundzüge
sind bekannt.
Die Stirne ist in der Regel nicht hoch, wenigstens
nicht der freie, von den Haaren unbedeckte Theil. Die
Brauenbögen sind schön geschwungen und gehen direct
und ohne Unterbrechung an der Nasenwurzel in die Seiten-
linien des Nasenrückens über. Es ist dies wesentlich erstens
für die Existenz eines guten Profils, wegen der Linie,
WVir sehen die Gegenstände mit beiden Augen einfach, d. h.
an ein und demselben Orte des Sehfeldes, indem wir ihr Bild sich in
beiden Augen auf die Mitte der Netzhaut, in der sogenannten Mittelpunkts-
grube (Fowea zßlztralis) abbilden lassen. Die durch die letztere gehende
Augenaxe muss also auf den Gegenstand gerichtet sein. Ist dies für beide
Augen gleichzeitig der Fall, so ist der Winkel, den die Axen mit einander
machen, umso kleiner, je grösser die lilntferanmg ist, und für unendlich
entfernte Objecte ist er gleich Null, d. h. die Axen sind parallel gestellt.
Bei Abnahme der Entfernungen wächst der WVinke], so lange (lieselben
noch gross sind, sehr langsam, erst wenn das Ohject so weit herange-
rücltt ist, dass die Entfernung der beiden Augen von einander nicht mehr
als sehr klein betrachtet werden kann gegen den Objectabstand, wächst
er rascher. Deshalb sind bei grösserem Abstande die WVahrnehmungcn
über Tiefe und Höhe, d. h. über grössere oder geringere Plntfernung
vom beschauenden Auge, Wenig deutlich, wenn nicht licht und Schatten
unserem Verstiindnisse zu Hilfe kommen.