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graphic nach einem armen Fellahmädchen, bei dem die
grosse Zehe auffallend länger War als die zweite, und doch
hatte das Mädchen sicher niemals Schuhe nach europäischem
Muster getragen, wahrscheinlich überhaupt keine.
Von einer künstlerischen Fiction der Bildhauer des
Alterthums kann nicht die Rede sein. Ein italienischer
Bildhauer sagte mir, dass grössere Länge der zweiten
Zehe in Italien zwar Ausnahme sei, aber doch öfters vor-
komme.
Zweifelhaft kann es nur sein, 0b dieser Bau des
Fusses bei den Griechen und Römern des Alterthums der
häufigere war, oder 0b er nur von den Bildhauern dem
gewöhnlichen vorgezogen wurde. Jedenfalls ist der Künstler
berechtigt, den Fuss so darzustellen, denn es ist nicht
seine Aufgabe, das Gewöhnliche wiederzugeben, sondern das,
was er unter dem Vorkommenden für das Schönste hält.
Eine hervorragende grosse Zehe, von der die Linie der
Zehenenden schräg bis zur kleinen Zehe hinläuft, ist ent-
schieden hässlich.
Zu den Fehlern, Welche ganz in der Regel durch
das Schuhwerk hervorgerufen werden, gehört die Ablenkung
der grossen Zehe gegen die Mittellinie des Fusses und
das damit zusammenhängende knorrige Hervorragen des
Gelenkes, welches die grosse Zehe mit dem Mittelfusse
verbindet, ferner Zusammendrängung der Zehen überhaupt
und Verkrümmung der letzten, bisweilen auch der vorletzten
Zehe. Auch die Trockenheit, die relative Magerkeit der
Füsse bei sonst gut genährten Menschen kommt oft wesent-
lich auf Rechnung des Schuhwerkes. Schon in das Gebiet
des Krankhaften gehört es, wenn der Fuss nicht richtig
und fest an den Unterschenkel angesetzt ist, nicht die
ganze Sohle gleichmässig auftritt, sondern mehr der innere
Rand derselben, was dann bei niedrigem Rist und Ver-
streichen der Sohlenhöhlung das Bild geben kann, welches
der Chirurg mit dem Namen des Pes vulgus bezeichnet.
Es ist das, was man auch sonst Plattfuss nennt. Man