133
Uebrigens Wirken diese Beine bei Mannergestalten
immer noch besser als diejenigen, bei denen die Knie zu
Weit nach innen stehen und zugleich zu stark nach rück-
wärts durchgebogen sind. Es sind dies die schlechtesten
Beine von allen, und man sollte nie ein Modell verwen-
den, dem sie eigen sind. War es nöthig, auf ihre Hässlich-
keit aufmerksam zu machen? Die ornamentale Plastik des
vorigen Jahrhunderts weist Herkulesgestalten auf, die sie,
man möchte fast sagen in schamloser Weise zeigen.
Die Gestalt der Beine, welche man als X-Beine be-
zeichnet und Welche bei Weibern so häufig ist, gibt auch
zu einer Entstellung des Knies beim Beugen desselben
Veranlassung. jene Gestalt beruht auf zu ungleicher Höhe
der beiden Gelenkshügel des Oberschenlcelbeines.
Setzt man das ObCYSChCnkClbClTl eines Skelettes auf
das Unterschenkelbein, so dass sich die Gelenksflächeil be-
rühren, so bilden beide Knochen mit einander nicht eine
gerade Linie, sondern einen nach aussen offenen stumpfen
Winkel, der um so kleiner ist, je ausgeprägter die X-Bein-
form im Leben war. Wird also ein solches X-Bein im
Knie gebeugt, so ragt auch der innere Gelenkhtigel des
Oberschenkelbeines starker hervor als beim normalen
Beine, und die Furche zwischen beiden Condylen, welche
der Kniescheibe als Führung dient, ist mehr nach aussen,
weniger nach vorne gewendet, als bei geraden Beinen. Die
Folge davon ist, dass sich im gebeugten Knie die Knie-
scheibe mehr nach aussen wendet und dadurch eine um so
grössere Entstellung hervorbringt, je grösser sie ist und
je mehr sie hervorragt, während, wie erwähnt, an ihrer
Innenseite ein zweiter hässlicher Höcker liegt, der innere
Gelenkknorren (Condylm intarnus) des Oberschenkelbeines.
Eine eigenthümlich ungünstige Ansicht zeigen manche
Modelle, wenn sie, wie dies in der Regel für stehende
Figuren geschieht, auf Standbein und Spielbein gestellt
sind und dabei auf der Seite des Spielbeines wenig Stütze
finden, so dass der ganze Körper fast ausschliesslich auf