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als
beim Stehen
auf beiden Füssen.
Dadurch
wird an dieser
Seite ein Polster hervorgedrängt, welches als seitliche
Abdachung des Scharnberges erscheint und über Welchem
sich der absteigende Ast der Beckenlinie nach innen gegen
die Mittellinie zu wendet, während die Furche ZWlSClICH
Schenkel und Hodensack, nach aufwärts verfolgt, unterhalb
jenes Polsters bleibt und sich nach aussen gewendet in
die Linie fortsetzt, welche, beim Aufheben des Ober-
schenkels und Knies bis zum rechten Winkel, als Beugungs-
falte zwischen Rumpf und Oberschenkel einspringt.
Diese Erscheinung ist sehr deutlich an dem Discus-
Werfer zu sehen, der, aufrecht stehend, den Discus in der
linken herabhängenden Hand hält, während der rechte
Arm im Ellenbogengelenke gebeugt ist, und Hand und
Finger gesticulieren, als 0b die Figur über den zu machen-
den Wurf sprechen wollte. Auch der berühmte Hermes
von Olympia mit dem Kinde Dionysos zeigt dieselbe.
NVQ die soeben beschriebene Unterbrechung auf
beiden Seiten deutlich hervortritt, pflegen die absteigenden
Aeste der typischen Beckenlinie durch einen nach unten
convexen Bogen vereinigt zu sein, der sich zwischen Bauch
und Schamberg hinzieht.
Die für uns praktisch wichtigste Frage ist offenbar
die: Soll der Künstler in seinen Werken den typischen
Schnitt der Beckenlinie der Antiken nachahmen oder nicht?
Es unterliegt keinem Zweifel, dass die Linie von
guter Wirkung ist. Sie gliedert, auch für die Ferne, die
Figur deutlich und verkleinert die breite Oberfläche des
Bauches. Sie hat etwas Kerniges, und wenn wir sie an
einem lebenden Manne sehen, so können wvir uns nicht
verhehlcn, dass sie mit zur Erhöhung des Ausdruckes von
Kraft und Männerschönheit beitrage. Der Künstler hat
sicher das Recht, seinem XVerke das mitzugeben, was er
für das Schönste hält, auch wenn er es nur einmal gesehen
hat, oder wenn ihm auch nur ein einziges tmzweidetitiges
Zeugnis vorliegt; aber es ist ihm kaum gestattet, etwas zu