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Hieraus wird es auch ersichtlich, welche zwei Momente
den Verlauf des queren Astes der Beckenlinie Wesentlich
bestimmen. Erstens ist es, die Form des Beckens constant
genommen, dessen Neigung, denn es ist klar, dass dieser
Ast um so steiler verlaufen muss, je stärker das Becken
geneigt ist, und zweitens ist es die Menge und die Ver-
theilung des auf den Weichen abgelagerten Fettes. Der
Ast hat seinen festen Anfangspunkt beim vorderen oberen
Darmbeinstachel, von da ab aber folgt er dem Hüftbein-
kamme nicht, sondern verläuft unterhalb desselben, und
zwar unter übrigens gleichen Umständen um so tiefer unter-
halb desselben, also um so horizontaler, je mehr die
äusseren schrägen Bauchmuskeln und der Hüftbeinkamm
mit Fett überdeckt sind, das in seiner Neigung, sich nach
abwärts zu senken, die Ausbiegung später, d. h. tiefer
nach abwärts, in eine Einbiegung übergehen lässt, als dies
bei mageren Individuen der Fall ist.
Es versteht sich von selbst, dass auch die Gestalt
des Beckens, insonderheit die der Darmbeinschaufeln, einen
Einfluss übt, aber diese kann so mannigfach und in so
feinen Nuancen verändert sein, dass es nicht möglich ist,
darüber etwas Allgemeines zu sagen. Diesen Einfluss im
einzelnen zu verfolgen würde nur dann möglich sein, wenn
man erst das lebende Modell beobachten und dann das
präparirte Becken der Leiche untersuchen könnte.
An dem zuletzt erwähnten der beiden Modelle mit
antikem Schnitt habe ich einige Dimensionen gemessen,
welche für uns in Betracht kommen. Der grösste Quer-
durchmesser der oberen Beckenregion mit Einschluss der
nach aufwärts von den Darmbeinschaufeln folgenden Weichen
betrug 322 Millimeter. Er blieb hinter dem grössten Durch-
messer in der Hüftgelenkgegend um I7 Millimeter zurück,
denn dieser betrug 339 Millimeter. Die Entfernung der
beiden oft erwähnten Knicke von einander betrug 250 Mil-
limeter und der grösste Querdtirchmesser, welcher in der
Tiefe des horizontalen Astes der typischen Beckenlinie