Volltext: Schönheit und Fehler der menschlichen Gestalt

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YVird das Schnürleib erst in dieser späten Periode angelegt, 
so kann es nicht so bald, nicht in der Zeit, wo das Indi- 
viduum überhaupt noch als Modell zu gebrauchen ist, den 
Rücken desselben verderben. Es genügt dann, dassdas 
Schnürleib für einige Zeit abgelegt werde, um die früheren 
Formen wieder herzustellen. Weniger lässt sich dies vom 
Bauch behaupten, der leicht auch später noch bleibend 
deformiert wird, namentlich durch einen oder mehrere 
garstige Querfalten in der Unterbauchgegend. Schlimmer 
sind die Verwüstungen, welche das Schnürleib, und zwar 
nicht nur für den Bauch, sondern auch für den Rücken 
bei denen anrichtet, welche es schon vor oder während 
der Entwickelung angelegt und auch thatsächlich für ihre 
Toilettenzwecke benützt haben. Diese sind als Modelle 
unbrauchbar. 
Den verschnürten Körper erkennt man in seiner 
Rückenansicht leicht an dem Abfall, der sich in der Linteren 
Thoraxgegend zu beiden Seiten der Wirbelsäule zeigt, 
und an der dadurch bewirkten Verschmächtigung, die sich 
dann, wenn man Weiter nach abwärts geht, krass gegen 
die durch das knöcherne Beckengerüst in ihrer Lage er- 
haltenen Hüften absetzt. 
Ein solcher Rücken ist widerwärtig hässlich, und 
man würde kaum glauben, dass es einem Künstler einfallen 
sollte ihn darzustellen, wenn nicht doch einzelne Beispiele 
davon existierten. 
Im allgemeinen hört man die Künstler weniger über 
den Mangel an guten Modellen für den Rücken klagen, 
als über Mangel an guten Modellen für die Brust, für den 
Bauch und für die Füsse. Es ist dies auch begreiflich, denn 
abgesehen vom Corset und vom Binden schwerer Röcke 
oberhalb der Hüften, bringen die Lebensgewohnheiten der 
jetzigen Mädchen nichts mit sich, was den Rücken besonders 
schädigte, und während für Bauch und Brust mit den fort- 
schreitenden Jahren die Schönheit so leicht verloren geht, 
ist dies für den Rücken in viel geringerem Grade der Fall.
	        
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