Knochenlehre.
Spezielle
worfen. Dies gilt selbstverständlich auch von jener charakteristischen
Linie, der Schläfenlinie (Lmea teznporalz's). Sie beginnt an der Stirn,
grenzt dort durch einen beträchtlichen Vorsprung, der gegen das Wangen-
bein hin gerichtet ist, die Stirntläche seitlich ab und wendet sich dann
nach aufwärts, um einen Halbkreis zu beschreiben (Fig. 37 Nr. 1). Ihre
Stärke und Ausdehnung steht im Verhältnis zu dem Schläfemnuskel,
der von ihr entspringt. Ist er groß und stark, so ist dasselbe mit der
Schläfenlinie der Fall, umgekehrt ist sie, sobald sie das Stirnbein ver-
läßt, nur schwer in dem weiteren Verlauf zu verfolgen.
Trotz dieses Wechsels in dem hinteren Abschnitt ihres Verlaufes ist
sie gerade am Stirnbein stets deutlich und hat auf die Gestalt der Stirn
wesentlichen Einfluß. Bei der Betrachtung eines Schädels von vorn sieht
man beide Linien, die der rechten und linken Seite, und bemerkt, daß
sie ungefähr 11], cm über den Augenhöhlen sich nähern, um dann im
Ansteigen sich wieder allmählich voneinander zu entfernen. Sie be-
schreiben also zwei nach außen konkave Bogen, die an charakteristischen
Köpfen durch die Haut hindurch deutlich zu sehen sind. Bei guter Be-
leuchtung wird eine helle Bogenlinie die Stirnfiäche abtrennen. Bei
starkem Haarwuchs wird sich ihr oberer Teil bald dem Auge entziehen,
der untere Abschnitt bleibt jedoch, namentlich bei mageren Köpfen,
deutlich erkennbar. Am kahlen, haarlosen Scheitel läßt sie sich auf
große Strecken verfolgen und markiert auf diese Weise die Schläfenfläche
deutlich gegenüber dem gewölbten Scheitel.
Als Grenze des gewölbten Schädeldaches, abwärts gegen die Wange-
und die Ohrgegend hin, tritt eine horizontal verlaufende Knochenbrücke
auf, welche von dem Wangenbein freischwebend zu dem hinteren Ende:
der Schläfeuschuppe zieht, um dort mit breitem Ansatz sich zu be-
festigen. Es ist diesi der J ochbo gen (Amus xygonzaticus, Fig. 36 Nr.
Die beiden Jochbogen überbrücken also die Schläfengruben, und stehen
am Schädel wie horizontale Henkel an einem Topfe. Unter ihnen ziehen
die Schläfenmuskeln zu ihrem Ansatz am Unterkiefer. Da nur der
untere Rand des Jochbogens von dem Ursprung eines Kaumuskels ver-
deckt wird, liegt die vordere Flache am Lebenden unmittelbar unter der
Haut und läßt sich leicht auf dem ganzen Weg durch den zufühlenden
Finger verfolgen, bis zu der Stelle, wo der Bogen vor der Ohröifnung in
die Fläche des Schläfenbeines übergeht. Bei mageren Gesichtern ist der
Verlauf vom Wangenbein an direkt zu sehen, und die Grenze zwischen
Schädel und Gesicht wird durch die darüber- und darunterliegende Ver-
tiefung sofort bemerkbar. Das hintere Ende des Jochbogens liegt dicht.
an dem ovalen Gehörloch, das in das Innere des Schläfenbeines, zu der
Trommelhöhle und dem Labyrinth, führt. Daran schließt sich der
Warzenfortsatz (Processus masioideus, Fig. 37 Nr. e) nach seiner Form
so genannt. Er ist stark gewölbt; sein oberer Teil ist am Lebenden