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Zweiter Teil.
Fünfter Abschnitt.
oder kurz. Dies wurde mit Hilfe genauer Methoden nachgewiesen; die
extremsten Formen sind 'aber auch mit freiem Auge zu unterscheiden.
Der Langschädel (Doliahocephalus, der Dolichocephale Fig. 260 a)
ist gestreckt, die Hirnkapsel gleichsam walzenförmig, an der Schlafen-
und der Scheitelgegend wenig gebaucht. Die vordere Begrenzungslinie
entspricht der Stirn, über welche bei der horizontalen Aufstellung des
Schädels nur die vorspringenden Nasenheine etwas hinausragen. Die
seitlichen Ecken an der Stirn rühren von dem scharfen und geknickten
Übergang der Stirntlache in die Schlafeniläche her. Das Hinterhaupt ist
ausgezogen, und springt dadurch weit über die Nackenfläche des Halses
hervor, was besonders dann deutlich wird, wenn man einen Menschen,
der solche Schädelform besitzt, von der Seite betrachtet (Fig. 263).
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Fig. 260. Zwei europäische Schädel von oben.
a. Langschädel, b Kurzschädel.
l. Kreuznaht. 2. Scheitelnaht. 3. Lambdanaht.
Der Kurzschädel (Bmchycephalus, der Brachycephale Fig. 260 b)
hat an Breite, was ihm an Lange abgeht. Die Breite beginnt unmittel-
bar hinter der Stirn, die Schläfen sind also schon gebaucht, die größte
Breite liegt aber in der Gegend der Scheitelhöcker und des Warzenfort-
Satzes; das Hinterhaupt ist kurz und gerundet, und betrachtet man eine
solche Form der Hirnkapsel am Lebenden, dann fällt das Hinterhaupt
rasch ab, denn der Scheitel beschreibt nur eine kurze Linie und senkt
sich sofort zu dem Nacken hinab. Die drei Figuren 261, 262, 263 sind
geeignet, die außerordentliche Verschiedenheit der Schadelform am Leben-
den zu beweisen. Der eine Kopf, Figur 261, ist kurz, der Scheitel steigt
von der_ Stirn zu ansehnlicher Höhe empor, der höchste Punkt liegt et-
was hinter der Ohröffnung. Von da an beschreibt der Scheitel eine kurze
Strecke, auf der er sich allmählich nach abwärts senkt, um dann steil
den Hinterkopf entlang bis zu dem Nacken herabzusteigen. An dem