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Zweiter Teil.
Vierter
Abschnitt.
Folgende Knochenpunkte sind an den Figuren 256-259 wertvoll:
Verbindung des Schlüsselbeines mit der Handhabe des Brustbeines
(Fig. 258 Nr. 8x).
Das Schlüsselbein (Fig. 258 e und f).
Das Akromialende des Schlüsselbeines (Fig. 258 gund h).
Das Akromion (Fig. 258 Nr. 1x und 2x).
Drehungspunkt des Oberarmkopfes (Fig. 258 u. 259 Nr. 10x).
Am Ellbogengelenk (Fig. 230) die Achse desselben bei Ni-.12.
Die erste Reihe der Handwurzelknochen (Fig. 258 Nr. 12).
Die Verbindung der Handwurzel mit der Mittelhand (F ig. 258 Nr. 13).
Die Klafterlänge besteht nach allgemeiner Annahme in der Distanz
zwischen den Spitzen der Mittelfinger, bei ausgestreckten Armen quer über
die Brust gemessen. Sie entspricht der ganzen aufrechten Höhe des
menschlichen Körpers. Dieser Satz ist mit einer Einschränkung für Er-
wachsene richtig; es zeigen sich nämlich auch hier individuelle Ver-
schiedenheiten, welche bis zu 6 Centimeter gehen können und zwar kann
die Klafterlänge bedeutender sein als die Gesamthöhe, oder umgekehrtß
Das Dezimalmaß hat den Vorzug einer besonders leichten Verwend-
barkeit. Irgend welche Reduktion ist unnötig. Die Zahlen bleiben stets
dieselben, 0b es sich um die Herstellung eines nur spannhohen Figürcheus
oder um diejenige einer Kolossalstatue handelt."
1 Die in denlMaßangaben oft recht störenden Verschiedenheiten rühren, abge-
sehen von individuellen Schwankungen, auch noch von der Ungleichheit der Meß-
punkte her. Am Lebenden ist keine absolute Genauigkeit zu erzielen und selbst an
Toten giebt es noch genug Schwierigkeiten. Der Unterschied zwischen Rumpf- und
freier Beinlänge kann bis 14 Centimeter betragen; denn große Leute besitzen einen
verhältnismäßig kurzen Rumpf, aber lange Beine (Armen). Der tüchtige Anatom
LANGER erklärt u. a. Oberarm und Unterarm Oberschenkel und Unterschenkel
seien gleich lang. Andere sagen anders, nicht deshalb, weil die Wiener andere
Arme und andere Beine haben als die Berliner, sondern weil hier und dort andere
Meßpunkte angenommen werden. Die Länge des Unterschenkels rechnet LANGER
nach dem unteren Rand des WVadenbeinknöchels, der tiefer liegt als das Gelenk.
Den Unterarm rechnet er von der Achse dezs Ellbogengelenkes, die im Oberarmknochcn
liegt (Fig. 230 in den rechten Arm eingezeichnet oberhalb 12x), bis zur Mitte des
Handgelenkes, wodurch der Unterarm auf Kosten vom Oberarm und von der Hand
um einige Centimeter vergrößert wird. Wer andere Meßpunkte annimmt, die Gelenk-
spalte im Ellbogengelenk und die des Radio-carpalgelenlacs (Fig. 258 Nr.1?) und
andererseits den Punkt 10x derselben Figur, kommt zu dem Ergebnis, der Vorder-
arm sei kürzer als der Oberarm und dasselbe gilt vom Ober- und Unterschenkel.
Größere Sicherheit wäre durch eine Verständigung über die Methode des Messcns
erreichbar, aber so lange diese fehlt, muß der praktische Kanon von dem theoretischen
getrennt bleiben. Es ist eine Selbsttäuschung, wenn man glaubt, mit der Methode
des Messens am Lebenden oder gar mit Messungen an Photographien (i) das Problem
der theoretischen Proportionslehre lösen zu können. Für die Praxis ist damit ge-
nügende Schärfe erreichbar, wie oben gezeigt wurde, und dies ist von dem prak-
tischen Gesiehtspunkten aus dasjenige, was zunächst verlangt wird, aber darüber hinaus
ist kein Erfolg mit solchen Mitteln zu hoffen.