des menschlichen
Proportionslehre
Körpers.
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und von hinten. Dieser, nach kompetentem Urteil wohlgebaute Mann be-
sitzt nun nicht acht Kopfhöhen, sondern nur 76h, und zwar ergiebt die
Kontrolle, daß seine Beine etwas zu kurz sind. Um dem griechischen
Kanon zu entsprechen, müßten die Beine um V32 seiner Höhe länger
sein. Um dem Kanon MmnEnANeELds und anderer neuerer Meister zu
entsprechen, welche die Körpermitte auf den oberen Rand des Scham-
beines versetzen, müßte er Beine haben, die um ölfz Centimeter länger
sind. Die Kürze der Beine lehrt in diesem Fall, daß individuelle Varia-
bilität einen, wenn auch für das Auge nicht sofort auffallenden, aber für
die Messung wohl nachweisbaren Grad von Abwechselung in die mensch-
liehen Formen bringt. Die Figuren 256-259 sind durch senkrechte
und horizontale Linien in Quadrate geteilt, welche mit dem Höhenmaß
des l-lirnschädels abcd, das ist mit der Kopfnasenhöhe (Fig. 258) ent-
worfen sind. Diese Quadrate, welche LUCAE für die Bestimmung der Pro-
portionen verwendet hat, sind zwar belassen, aber wir benutzen den
griechischen Modul, d. h. die ganze Kopfhöhe abtu, die schon oben an-
gegeben ist (Figg. 251 und 252) und die in der Figur 253 aufgetragen ist.
Das Quadrat Figur 258 und 259 ab cd, ist entstanden aus der Höhe des Hirn-
sehädels oder der Sehädelhöhe, gemessen von dem vorderen Umfang des Hinter-
hauptsloehes bis zum höchsten Punkt des Scheitels (siehe auch Fig. 257).
Man nimmt sehr oft an, die Breite des Menschensehädels sei ebenso groß als
seine Höhe, aber das trifft durchaus nicht immer zu, und auch nicht in dem vor-
liegenden Falle, denn das mit der Sehädelhöhe konstruierte. Quadrat schneidet, wie
die Figuren zeigen, ein nicht unbeträchtliches Stück der Sehädelbreite ab.
Die Knöchel lassen sich am Lebenden wie an dem Skelet gleich
sicher erkennen. Die Entfernung von der Fußsohle sind {bei
gutgebauten Männern angegeben auf
Bei griechischen Statuen auf.
Es ist bei diesen Maßen stets der innere Knöchel gemeint und
überdies nicht der untere Umfang desselben, sondern der höchste hervor-
ragende Punkt (vergl. die Figuren 251, 252, 258 und 259). Die äußeren
Knöchel sind weniger weit von der Fußsohle oder der Grundfläche ent-
fernt; die Achse des Sprunggelenkes geht dicht am unteren Ende des
Knöchels quer durch das Sprungbein (Fig. 258 pl).
Das Armskelet besteht aus dem Schultergürtel und der freien Glied-
masse. Der Schultergürtel in den Figuren 258 und 259, von allen Seiten
sichtbar, ist am Lebenden mit seinen starken Muskeln unter der Haut des
Rumpfes verborgen, die freie Gliedmasse erstreckt sich vom Oberarmkopf
bis zur Spitze des Mittelfingers, wenn das Skelet betrachtet wird. Es
wurde aber schon weiter oben dargethan, daß für die Messung das Akro-
mion gewählt werden müsse, wenn am Lebenden die Bange des Armes
bestimmt werden soll, weil der Drehungspunkt des Oberarmknochens zu
wenig freiliegt.