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Zweiter
Teil.
Dritter Abschnitt.
gedeutet, daß der Abstand des Rumpfes vom Boden geringer ist als bei
dem Gehen. Bei leichtem Trab befindet sich das springende wie das
pendelnde Bein viel weniger in der Beugung, als bei schnellem Lauf,
also wird in dem einen Fall der Körper weniger tief herabsinken als in
dem anderen. Nicht allein die Schnelligkeit des Laufes ist aber ver-
schieden, sondern auch die Art desselben. Diese hängt hauptsächlich
davon ab, wie der Fuß aufgesetzt wird. Setzt man nur den Zehenballen
auf (Zehenlauf), so wird der Lauf sehr leicht erscheinen; wird jedoch
der ganze Fuß aufgesetzt, so erscheint die Bewegung schwerfälliger.
Ferner ist der Eillauf von dem Sprunglauf zu unterscheiden. Bei
dem einen ist die Schnelligkeit, bei dem anderen die Wurfbewegung größer.
d. Das Sitzen. Unter Sitzen versteht man jene Gleichgewichtslage,
bei welcher der Körper auf den Sitzhöckern seine Unterstützung findet,
auf denen eine nach allen Seiten wiegende Bewegung stattfinden kann.
Es giebt vielerlei Arten des Sitzens; wir gehen zunächst von der mitt-
leren Sitzlage aus, bei welcher der Körper gerade und frei sitzt, und die
Beine im rechten Winkel gebeugt vor der Bank ruhen. Unter solchen
Umständen fallt die Schwerlinie in eine Linie zwischen den beiden
Sitzhöckern. Die Muskeln der unteren Gliedmaßen sind erschlafft, der
gestreckte Rumpf wird durch Zusammenziehungen der an ihm befestigten
Muskeln balanciert. Das Hintenüberfallen wird durch die inneren Hüft-
muskeln und den geraden Schenkelmuskel verhütetp das Vornüberfallen
durch den starken Rückenstrecker. Der große Gesaßmuskel gleitet beim
Niedersitzen von den Sitzhöckern, die er beim Stehen bedeckt, seitlich
ab, so daß die Last des Rumpfes auf den mit einem F ettpolster versehenen
Sitzknorren ruht. Die Haut- und Fettmasse wird samt dem Gresaßmuskel
seitlich herausgedrückt und die hintere Flache des Oberschenkels wird
breit. Ist die Unterlage hart, so entsteht nach einiger Zeit ein unbehag-
liches Gefühl in der Haut des Gesäßes, welche zwischen den Knochen
und die harte Unterlage durch das Körpergewicht gepreßt wird. Also
auch hier kommt das Körpergewicht in Betracht, ebenso wie sein Schwer-
punkt, der sich jetzt dicht am neunten Brustwirbel befindet. Das Sitzen
ist bekanntlich keine Ruhelage für den ganzen Körper, sondern nur vor-
zugsweise für die Beine, denn die Muskeln des Rumpfes befinden sich
stets in einer gewissen Spannung, wenn sie auch nicht sehr groß ist.
Nach längerem Sitzen ermüden darum auch die Muskeln an dem Rumpf,
und wir suchen nach Erleichterung, nach einer anderen Art des Sitzens.
Die Aufgabe, den Körper beim Sitzen zu halten, ist keine so geringe, wenn
man erwägt, daß die Wirbelsäule gegliedert ist, also einen hohen Grad von Beweg-
lichkeit besitzt und daß das Becken mit einem Kugelgelenk Von vortrefflichster
Konstruktion auf dem Schenkelknochen ruht. An der Wirbelsäule zieht überdies
das ganze Gewicht der Arme, ferner der Kopf und sämtliche in Brust und Bauch-
höhle eingeschlossenen Eingeweide. Würde dieses Gewicht ungehindert wirken