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Neunter Abschnitt.
einander gerichtet sind. Auf der vorderen Seite des Oberschenkels ist
es die Gruppe der Zuzieher, die von dem Schambein herabkommend eine
dreieckige Flache darstellt, deren längste Seite dem Schneidermuskel
folgt. Die obere Grenze dieser Fläche wird durch das Leistenband, die
innere durch den gerundeten Kontur der inneren Schenkelfläohe gegeben
(Fig. 207). Gegen diese ausgedehnte Flache ist jene der Unterschenkel-
strecker gestellt, soweit sie der vorderen Schenkeliiäche angehört. Um
diese Flachen in ihrer vollen Deutlichkeit zu sehen, ist es am besten,
den Oberschenkel bei gebeugtem Bein nach vorn zu heben. An dem
gestreckten Bein des borghesischen Fechters, an dem Torso vom
Belvedere, am Laokoon und in Figur 213 Nr. 2 u. 5 und Figur 214
sind diese ebenerwahnten Muskelflachen gut dargestellt.
Die äußere Flache des großen Gesäßmuskels ist gegen jene des
äußeren Schenkelmuskels gerichtet, wie das die Skizze MIcnELANGELds
(Fig. 206 zwischen 6 u. 9) erkennen läßt. Bei verschiedenen Stellungen
werden diese Flächen größer oder kleiner, sie verschieben sich, da ja
Muskeln es sind, welche sie bilden. Dabei zeigen sich aus demselben
Grunde die stärksten Unterschiede zwischen Ruhe und Bewegung in allen
denkbaren Abstufungen. Sie geben Anhaltspunkte für die Beurteilung
sowohl des Kunstwerkes als der Fragmente und gestatten in letzterer
Hinsicht wertvolle Rückschlüsse auf das innere Wesen der Darstellung?
Betrachtet man den Oberschenkel bei kräftigen Männern, so ist es
erlaubt, von einer vierseitig prismatischen Form desselben zu sprechen.
Seine vordere Kante zieht dem gespannten Rectus entlang; an sie schließt
sich die vordere und äußere Flache an und hinten ist es die Beuger-
gruppe, welche die von innen und außen kommenden steilen Flächen
vereinigt. Das für die hintere Flache gesagte gilt natürlich nur von der
Gesäßfalte angefangen bis zu dem Anfang der Kniekehle.
Die Reitermuskeln und die Strecker begrenzen mit dem Leistenband
eine dreiseitige Grube, die untere Leistengrube {Fossa subinguinalis). Der
Raum dieses Dreieckes vertieft sich gegen den kleinen Rollhügel zu; er
wird von viel Fett und von den Leistendrüsen ausgefüllt, deren An-
schwellungen die mit Recht gefürchteten Bubonen heißen. Die Leisten-
grube schließt die großen Gefäße und Nerven ein, die Schenkelschlagader
und die Schenkelvene, welche unter dem Leistenband aus der Leibeshöhle
heraus oder in die Leibeshöhle hineinziehen. Man kann von dieser Grube
aus die Hand in die Bauchhöhle einführen, wenn das Fett und die Ge-
fäße entfernt sind.
Wie wohlthätig
weist folgender Fall.
anatomische Kenntnisse auch dem Nichtarzte sein können, be-
Ein Prager Student schnitt sich auf einem Spaziergange einen
Jena
1 C. HASSE.
1887.
Wiederherstellung antiker Bildwerke.
Ilioneus.
Torso vom Belvedere.