Muskeln
Gliedmaßen.
der
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inneren Knorren des Oberschenkelknochens und den inneren Knorren des
Schienbeines als feste Grundlage. Die untere Grenze der Kniekehle wird
durch eine schwache gebogene Hautfalte hergestellt (Fig. 218 Nr. S), welche
auf derjenigen Stelle liegt, wo die Köpfe der Zwillingswadenmuskeln aus
der Tiefe der Kniekehle hervortreten. Der Raum, der nach anatomischer
Präparation, nach Entfernung der Haut und der Fascie als "Kniekehle"
zum Vorschein kommt, ist rhombisch (siehe Fig. 216). Er schließt, in
viel Fett versenkt, die großen Gefaße und Nerven ein, welche zu dem
Unterschenkel und dem Fuße ziehen. Oberflächlich unter der Haut liegt
das Endstück der kleinen Rosenader, dann folgt die Kniekehlenfascie,
eine Fortsetzung der Schenkelfascie, und unter ihr der Hauptnervenstamm
(Fortsetzung des ischiadischen Nerven), dann die große Kniekehlenvene
und endlich auf der Gelenkkapsel, also im Hintergrund der Höhle, die
Kniekehlenschlagader, die Fortsetzung der Schenkelschlagader. Trotz
dieser tiefen Lage der Kniekehlenschlagader kann man doch an sich selbst
die Kraft der in ihr eingeschlossenen Blutwelle beobachten. Wenn man
die Beine übereinander schlagt, beginnt die Spitze des freischwebenden
Fußes isochronisch mit den Pulsschlagen zu hüpfen, sobald der Druck
der Kniescheibe die Kniekehlenarterie trifft.
Die Wade lauft in einen rundlichen, gegen die Knöchel allmählich
sich verjüngenden Strang aus, der unter der Haut deutlich bemerkbar
ist, weil zu beiden Seiten eine seichte Vertiefung herablauft. In der
inneren Furche ist die Haut besonders dünn und zart, die durchscheinen-
den Blutadern sind ein unverkennbares Zeichen hierfür. Dieser rundliche
Strang tritt stärker hervor, sobald der Körper auf die Zehen gestellt wird;
er ist die Fortsetzung des Wadenmuskels, die unter dem Namen der
Achillessehne bekannt ist. Für die Formen der Wade während der
Bewegung siehe Figur 217. Die Einzelnheiten treten für das Studium am
besten hervor, wenn sich das Modell auf die Zehen erhebt.
Während des Gehens wird die Last des Körpers abwechselnd von
einem Fuß auf den anderen übertragen. Jeder derselben hat während
des Schreitens abwechselnd das ganze Gewicht zu tragen, woraus sich
der dem Menschen zukommende ansehnliche Umfang der Wadenmuskeln
erklärt. Die Affenwade ist deshalb gering, weil die Tiere vorzugsweise
auf allen Vieren gehen.
Auch bei den Menschen ist die Stärke der Wade bekanntlich sehr verschieden
und ihre Schwäche bei dem Neger sprichwörtlich. Man hat darin einen Hinweis
auf besonders nahe Verwandtschaft mit dem Affen erkennen wollen. Offenbar mit
Unrecht: denn es kommen schlechte Waden auch bei Europäern vor und zwar auch
bei solchen, deren Gesicht edle Formen aufweist. Es ist also die Mangelhaftigkeit
der Wade durchaus kein ausschließliches Rassenmerkmal der Völker Oentral- und
Südafrikas. Schon wiederholt haben Reisende in den letzten Jahren berichtet, daß
mitten in dem dunkeln Kontinent männliche Körper von einer Schönheit zu finden
seien, die als Modelle zu einem schwarzen Antinous dienen könnten, und von den