Gliedmaßen.
der
Muskeln
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Der Schollenmuskell (III. soleus) hilft durch seine Masse das dicke
Wadenfleisch bilden; er kommt vom hinteren Umfang des Wadenbein-
köpfchens und der oberen Hälfte des Wadenbeines, dem Schienbein, dann
noch von der Kniekehlenlinie (Linea pophtea) und der hinteren Kante des
Schienbeines bis herab zur halben Höhe. Die Fleischmasse des Muskels
erstreckt sich also von dem Wadenbein bis zu dem Schienbein und über-
ragt dabei die beiden Köpfe des Zwillingsmuskels (Fig. 216 Nr. 10 Schien-
beinursprung, Nr. 10' Wadenbeinursprung, Fig. 209 Nr. 21 Schienbein-
ursprung, Fig. 210 Nr. 11 Wadenbeinursprung, F ig. 211 Ansicht des Mus-
kels von hinten); Die starke breite Sehne, in welche diese Muskelbündel
übergehen, vereinigt sich mit derjenigen der Zwillingswadenmuskeln, und
so bilden beide miteinander die Aehillessehne, welche am, Höcker des
Fersenbeines, am sog. Hacken ihr Ende ündet (Fig. 217).
Diese beiden Muskeln zusammengenommen stellen also dasjenige dar,
was man die Wade nennt, grundverschieden während der Ruhe und
während der Bewegung. Es giebt wenig Körperstellen, an welchen dieser
Gegensatz so auf den ersten Blick deutlich ist, und sich der Einfluß der
Sehne auf die Form des Muskels für das Verständnis so belehrend dar-
legen laßt. In. der Ruhe ist die Wade gerundet, in der Bewegung treten
Flachen, Kanten und Winkel von einer außerordentlichen Schärfe der
Linien hervor, die sich namentlich beim Zehenstand an jeder Wade er-
kennen lassen (einige der ebenerwahnten Formen in Figur 75 Seite 141).
Unterhalb der Wade verjüngt sich die hintere Fläche des Untersehenkels
plötzlich und erhält die Form eines Dreieckes, das seine Spitze an der
Ferse hat und dessen Seitenränder dem Sehollenmuskel angehören.
Der lange Wadenmuskel (M. plantaris), der noch mit zu dieser Schichte
gehört, ist ein kraftloser Hilfsmuskel der beiden vorausgegangenen, zu denen er sich
beiläufig wie der Bindfaden zum Ankertau verhält. Nur beim Tiger und Leopard
kommt er dem Zwillingsmuskel an Stärke gleich und verhilft diesen Tieren zu der
außerordentlichen Kraft des Sprunges.
Die tiefliegende Schichte enthält vier Muskeln, die unter den
vorher erwähnten an der inneren Seite des Unterschenkels zum Vorschein
kommen und; umschlossen von einem Blatt der Unterschenkelfascie, durch
die. Haut hindurch wie ein einziger Muskel erscheinen. Sie wirken als
"Antagonisten der an der vorderen Seite liegenden Streeker. Ihre Sehnen
gehen um den hinteren Rand des inneren Knöchels zum Hohlfuß.
Der hintere Schienbeinmuskel (M. tibialis posticus) liegt dicht an dem
langen Beuger der Zehen (M. flexor digitorum longus), der an der hinteren
Fläche des Schienbeines entspringt (Fig. 209 Nr. 22). Die Sehnen der beiden Muskeln
decken sich; sie wenden sich dann an der inneren Seite des Sprungbeines zur Fuß-
1 Der Schollenmuskel entlehnt seinen Namen der Zoologie, indem Seine
länglich ovale Form an jene der Scholle, eines in den europäischen Meeren häufigen
Fisches (Pleuronectes solea Lmmä), erinnert.