Gliedmaßen.
Muskeln der
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Die Sehne befestigt sich an dem Wadenbeinköpfchen. Durch
Ansatz wird der äußere Rand der Kniekehle hergestellt.
diesen
Die Zusammensetzung des Muskels aus zwei nach ihrem Ursprung
getrennten und in der Form verschiedenen Abteilungen verändert das
gelauüge Bild eines Muskelansatzes. Der lange vom Sitzknorren herab-
kommende Kopf geht ca. 14 cm über dem Wadenbeinköpfchen in eine
starke Sehne über, an die, von der rauhen Linie her, der kurze Kopf
sich befestigt; die Muskelbündel steigen zu beiden Seiten der Sehne tief
herab, ja die letzten erreichen sogar noch das Wadenbeinköpfchen. Der
Ansatz des Biceps wird deshalb in der Streckstellung einen breiten mit
einer Hohlkehle versehenen Strang darstellen, der bei forcierter Zusammen-
ziehung der Muskulatur die eben erwähnten Einzelnheiten genau er-
kennen läßt. Bei der Beugung ändert sich das Bild; bei der An-
naherung des Wadenbeinköpfchens an den Sitzknorren hebt sich nämlich
der Muskel von seiner Unterlage ab, der hinterste Rand springt vor und
bildet einen von der Haut bedeckten Grat, der breiter und kürzer als der
des gegenüberliegenden halbsehnigen Muskels die Kniekehle begrenzt.
Der halbhäutige Muskel (M. semimembranosus, Figg. 204 Nr. e u. 6'
und 211) liegt zum größten Teil bedeckt von den beiden vorigen, zwischen
dem halbsehnigen, dem schlanken Muskel und dem großen Anzieher. Nur
seine Ränder sind sichtbar. Ursprung am Sitzknorren, Ansatz an dem
inneren Schienbeinhöcker, bedeckt von dem Ursprung des Wadenmuskels.
Der Muskelbauch bildet einen Halbkanal, in welchem der Halbsehnige
liegt. Da die breite Ursprungssehne an der äußeren Seite bis zur Mitte
des Oberschenkels herabreicht, gelangt auch das Fleisch bis in die Knie-
kehle herab und bildet eine rundliche Verdickung, welche plötzlich mit
einem scharfen Absatz, wie abgeschnitten, aufhört, weil sich die Muskel-
bündel nach innen wenden, um die Insertionssehne zu erreichen. Diese
Verdickung bedingt eine charakteristische, nach abwärts konvexe Linie
in der Kniekehle, die sowohl in der Streckung als in der Beugung zu
sehen ist (Fig. 218 Nr. 5), in der letzteren Haltung freilich viel deutlicher
(auch an dem Borghesischen Fechter und bei dem Krieger von
MICHELANGELO rechts unter der Nr. 11 Fig. 206);
Die ganze Gruppe der Beuger des Unterschenkels ist auf der äußeren
Seite durch eine tiefe Furche von derjenigen der Strecker getrennt, auf
welche schon. öfter, namentlich bei der Anatomie des äußeren Schenkel-
muskels, hingewiesen wurde (siehe überdies Fig. 206 Nr. 10 und Fig. 210).
An der inneren Schenkelfläche ist die Grenze zwischen den Beugern und
den Reitermuskeln nur bei mäßiger Beugung mit kräftiger Anspannung
aufzufinden (Fig. 206 Nr. 12). Bei der Beurteilung der Wirkung der
Beuger ist wohl zu beachten, daß sie nicht allein den Unterschenkel
beugen, sondern umgekehrt den Sitzknorren auch herabziehen können;
KOLLMANN, Plastische Anatomie. II. Aufl. 28