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Neunter
Abschnitt.
an der inneren Schenkeliiäche herab und setzt sich, gemeinschaftlich mit
dem Schneidermuskel, an der freien Fläche des Schienbeines fest, gelangt
also über das Kniegelenk hinab bis zum Unterschenkel.
Von vorn ist nur die obere Hälfte seines Verlaufes sichtbar; denn
er kommt hinter dem Schneidermuskel zu liegen, sobald sich die beiden
Muskeln auf ihrem Wege zu dem gemeinschaftlichem Ansatzpunkte be-
gegnen. Auch seine lange Endsehne liegt hinter derjenigen des Schneider-
muskels. Sein Ursprung ist plattsehnig, vollkommen sagittal gestellt, und
dieselbe Richtung behält auch der Fleischbauch. Deshalb erscheint er
von vorn bei forciertem Zuziehen des Beines nur als ein schmaler Streifen.
Der lange Zuzieh er (Adductor longus, Fig. 212 Nr. 6) entspringt dicht
neben dem vorigen gegen den oberen Rand des Schambeines hin mit
einer starken runden Sehne, nimmt im Herabsteigen an Breite zu und
heftet sich an das mittlere Drittel des Oberschenkels.
Die Figur 212 laßt die Ursprungsstelle, dieiZunahme nach abwärts,
den Ort des Ansatzes und die Thatsache deutlich werden, daß nur sein
vorderer Rand direkt nach der vorderen Schenkelfläche gewendet ist,
daß er allein auf das Relief der Formen einen hervorragenden Einiiuß
üben kann. Seine äußere Flache ist schief gestellt, wie die Schattierung
erkennen laßt, und folglich sein hinterer Rand gegen die Hinterfläche des
Schenkels gewendet. Dieselbe Richtung besitzen auch die folgenden
Muskeln und daher rührt jene Rinne, in der die großen Gefäße und der
Schneidermuskel Platz finden.
Der kurze Zuzieher (Adduotov- brevis, Fig. 212 Nr. 4) entspringt tiefer
als der vorige, nämlich vom Beginn des absteigenden Schambeinastes
und geht an das obere Ende des Schenkelknochens.
Der Kammmuskel (M. peotineus, Fig. 207 Nr. 18), entspringt von dem
Schambeinkamm, ist länglich viereckig, stark, deckt die obere Hälfte des
vorigen und setzt sich mit einem breiten Sehnenrancl unterhalb des
kleinen Rollhügels fest.
Der große Zuzieher (Adduetor magnus, Blig. 212 Nr.3 u. 3') liegt
hinter den letztgenannten und besteht der Hauptsache nach aus einer
dreieckigen Fleischplatte, welche zwischen dem Becken und dem Schenkel-
bein ausgespannt ist. Er entspringt breit vom absteigenden Schambein
und lauft demselben entlang weiterschreitend bis zum Sitzbeinhöcker hin.
Er befestigt sich dann mit einem langen sehnigen Rand, von dem kleinen
Rollhügel an, bis zum inneren Schenkelknorren herab. Nicht allein an
Ausdehnung, auch an Masse übertrifft er alle zusammengenommen;
dennoch wird von ihm nur sein innerer Rand in der oberen Schenkel-
hälfte sichtbar und auch dieser nur teilweise; denn vom Schambein ab-
wärts liegen vor ihm der schlanke Muskel und der innere Schenkel-
muskel und weiter unten deckt ihn der Schneidermuskel (Fig. 208).