Muskeln
Gliedmaßen.
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Der mittlere Gesäßmuskel (M. glutaous medius, Fig. 204 Nr. 14) enb
springt von der äußeren Fläche des Darmbeines bis zu dem Qvorderen
Darmbeinstachel und reicht bis an den oberen Rand des Knochens in die
Höhe. Eine Portion seines hinteren Umfanges wird von dem großen Ge-
säßmuskel bedeckt und über seine ganze freie Fläche zieht eine derbe
Fascie hinweg, von deren Innenliäche ebenfalls Muskelbündel auf ihn über-
gehen. Der Ansatz erfolgt mittels einer platten Sehne, welche den oberen
Rand des großen Rollhügels (Trochanter) umfaßt und auf dessen vorderem
Rande sich fortsetzt. Es bleibt also die äußere Fläche des großen Roll-
hügels von Muskelbündeln unbedeckt, nur die Sehne des großen Gesäß-
muskels geht über ihn hinweg. Das erklärt die Deutlichkeit des Tro-
chanters, welche freilich verschiedene Grade aufweist. Bei abgemagerten
Individuen ragt er wie ein breiter Hügel hervor, bei kräftigen Männern
ist er zwischen die umgebenden Muskelmassen versenkt, bei den Frauen
deutet nur eine leichte Schwellung seine Nähe an, und selbst dieses
schwache Zeichen geht oft in dem Fett unter oder verwandelt sich gar
in eine seichte Mulde." Wirkung: der Muskel spreizt das Bein. Seine
Form ist erkennbar in den Figuren 205 und 206 Nr.5. Nach vorn grenzt
der mittlere Gesäßmuskel an den
Spanner der Schenkelfascie, in den Figuren der Kürze halber
mit seinem lateinischen Namen Tensor fasciae bezeichnet (Fig. 207 Nr. 2);
er entspringt mit einer 2 Centimeter langen Sehne von dem vorderen
oberen Darmbeinstachel. Schon nach kurzem Verlauf nimmt er bedeutend
an Umfang zu und entwickelt einen ansehnlichen Bauch, der im ruhenden
Zustand eine Länge von 20 Centimeter und eine Breite von 6-8 Centi-
meter besitzt. Sein Verlauf geht schräg nach außen, sein Ansatz ge-
schieht durch Übergang aller seiner Sehnenfasern in die Fascie. Zieht
er sich zusammen, so wird die Schenkelfascie gespannt; nach" dieser
Wirkung erhielt er seinen Namen. Dieser Muskel führt der Schenkel-
fascie eine ansehnliche Menge von Sehnenfasern zu, welche sich eine große
Strecke weit noch deutlich nachweisen lassen, sowohl an der Leiche wie
an "dem Lebenden. Bei forcierter Streckstellung spannt sich ein finger-
breiter Strang herab bis zu dem äußeren Knorren des Schienbeines. In
der Anatomie wird dieser gespannte Strang als Hüftschienbeinband
(Tmctus ileo-tibialis) bezeichnet, und der an der Insertionsstelle mehr als
iingerdicke Wulst ist schon von AGASIAS an seinem Fechter scharf dar-
gestellt (vergl. die Fig. 102 S. 190). Auf der Figur 206 Nr. 7 ist der hintere
Rand des Tensor fasciae kenntlich (siehe auch Fig. 208); in der Stärke,
wie ihn MICBIELANGELO angegeben, ist er oft zu finden.
Der schmale Ursprung des Tensor fasciae erklärt sich bei der Betrachtung
seiner Vorderseite, dort befindet sich eine, derbe platte Sehne, die den Ursprung von
dem Knochen vermittelt. Bei dem Heben des Beines nach vorwärts verkürzt sich
der Muskel sehr stark, sein Muskclbauch wird dabei breit und legt sich iiber den
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