der Gliedmaßen.
Muskeln
417
jenigen Bündel aber, welche von dem Darmbein herabkommen, gehen,
bevor sie den großen Rollhügel erreichen, in eine starke, bis 2 Millimeter
dicke Sehne über (Fig. 204 Nr. 15), welche unterhalb des Rollhügels in
die Schenkelfascie übergeht. Der Muskel setzt sich also nur zur
Hälfte am Knochen fest, die andere Hälfte strahlt in die Fascie aus,
welche die äußere Schenkeliläche bedeckt. Bei der Beurteilung seiner
Wirkung ist dies wohl zu beachten. Er hebt das Bein nach hinten, eine
kräftige Nebenwirkung liegt in dem Beinspreizen. Wie alle Muskeln,
welche ein Gelenk umgeben, hilft er ferner zur Versteifung des Hüft-
gelenkes. S0 sieht man ihn denn an dem Standbein in kräftiger Zu-
sammenziehung, wobei seine Sehne, welche in weitem Bogen den oberen
Rand des Rollhügels umzieht, vertieft liegt, während seine Muskelfasern
im Vergleich zu der Lage, die sie während der Ruhe besitzen, hoch er-
hoben sind. Dieser Unterschiedin der Form des Muskels läßt sich ver-
gleichen mit dem Aussehen des Deltamuskels während der Ruhe und
während der Bewegung, mit dem er sonst in mancher Hinsicht überein-
stimmt. Die Formen des Gesäßmuskels werden durch die Haut und das
Fett, sowohl während der Ruhe als während der Bewegung wesentlich
alteriert. Das Fett füllt die Afterfurche so, daß sie bei gesunden
Menschen während des Stehens niemals klaffend offen steht, wie bei den
Tieren, sondern geschlossen, den After vollkommen verdeckt. Es füllt
ferner den Raum zwischen dem unteren Rand des Muskels aus, so daß
der Rand der Hinterbacke nicht wie in dem anatomischen Präparat
(Fig. 204) schief gegen den Oberschenkelknochen herabläuft, sondern
durch die Glutaealfalte sich quer von der hinteren Schenkelfläche
absetzt (Blig. 206).
Die Veränderung der Form durch die Zusammenziehung zeigt die
Figur 205 und die Skizze Micnnnanennds (Fig. 206 Nr.6): die obere
Muskelhälfte, die vertieft in der Trochantergrube liegende Sehne, welche
namentlich links die Wölbung des großen Rollhügels um so deutlicher
hervortreten läßt, die konvexe Glutaealfalte und der Ansatz der unteren
Hälfte des Glutaeus an der rauhen Linie des Schenkelknochens (Fig. 206
Nr. 8), all das ist mit starken Zügen, mit vollem Verständnis der anato-
mischen Grundlage hingeworfen. Auch der Borghesische Fechter
eignet sich vortrefflich zum Vergleich, um dann am lebenden Modell die
Formen klar zu erkennen.
Bei aufrechter Stellung decken die unteren Bündel des großen Gesäßmuskels
den Sitzknorren. Beim Niedersitzen gleiten sie auf die Seite und dann ruht die
Last des Körpers direkt auf dem Knochen und dem Fettpolster. Der vordere Rand
des großen GesäBmuskels ist während der Ruhe nicht leicht zu sehen, weil dort
seine Bündel schmäler werden und auf die Faseie des mittleren Gresäßmuskels über-
greifen; denn wie an dem ganzen Bein die Faseie sehr stark ist, so ist sie es auch
auf den vom Hiift- und Kreuzbein entspringenden Muskeln, bei kraftvoller Zusammen-
ziehung ist dagegen der vordere Rand wenigstens teilweise zu sehen, Figur 205. Unter
KOLLMANN, Plastische Anatomie. II. Auü. 27