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Neunter Abschnitt.
Die hintere Fläche des Schulterblattes giebt drei Muskeln den Ur-
sprung, von denen zwei: der Untergrätengrubenmuskel und der große
runde Armmuskel, auf die Formen von Einfluß sind. Die Muskeln sind
stark und äußerst wirksam, jedoch in großer Ausdehnung, ja einer, der
Obergrätengrubenmuskel, sogar ganz von Muskeln bedeckt.
Der Obergrätengrubenmuskel (M. supraspinatus) entspringt in der
Obergrätengrube, ist dieser Vertiefung entsprechend geformt und geht in eine rund-
liche Sehne über, welche unter dem Akromion hinweg zum großen Höcker dicht am
(Äielenkkopf des Oberarmes zieht. Dieser Muskel ist vom Trapezmuskel bedeckt, seine
Anschwellung beim Aufheben des Armes wird also nicht direkt bemerkt werden
können, sondern nur indirekt dadurch, daß sich der Tiapezmuskel etwas verdickt.
Wirkung: Hebt den Arm und unterstützt die Wirkung des Deltamuskels.
Der Untergratengrnbenmuskel (M. infraspinatus, Fig. 178 Nr. 19)
füllt die Untergratengrube aus, doch bedeckt er nicht vollständig den
unteren Winkel; der Muskel zieht schief nach aus- und aufwärts, um sich
an dem großen Höcker des Oberarmknochens festzusetzen. Wirkung:
rollt den Arm nach auswärts.
Ein Vergleich der beiden Untergrätengrubenmuskeln rechts und links
auf Figur 178 zeigt, daß bei aufgehobenem Arm ein größerer Teil sichtbar
ist als bei gesenktem. Dies rührt davon her, daß die hintere Abteilung
des Deltamuskels beim Aufheben des Armes sich verkürzt und höher
hinaufrückt, beim herabhangenden Arm dagegen heruntergleitet und
einen großen Teil des Üntergratengrubenmuskels wieder verdeckt
Die systematische Anatomie unterscheidet an dem Untergrätengrubenmuskel
einen rundlichen Strang als kleinen runden Armmuskel (Teres minor). An
Figur 178 Nr. 20 ist dieser kleine Muskel zu erkennen. Er setzt sich an einer beson-
deren Stelle des großen Oberarmhöckers fest. Nur bei sehr forcierten Anstrengungen
wird er sichtbar, und es mag also diese vorübergehende Erwähnung genügen.
Von
der
äußeren
Fläche
des
unteren
Sohulterblattwinkels
und
V01]
einem
Teil
des
äußeren
Randes
entspringt
der
Große runde Armmuskel (M. teres major, Fig. 178 Nr.1? u. 17'
und Fig. 196 Nr. 3), ein im Verhältnis zu seiner Lange sehr dicker
Muskelstrang, der zum Oberarm hinaufzieht und sich mit einer flachen
breiten Sehne und in Verbindung mit dem breitesten Rückenmuskel an
der Spma tubemuli mmom festsetzt. Der Ursprung des großen runden
Armmuskels ist, wie der untere Schulterblattwinkel, von dem oberen Rand
des breiten Rüokenmuskels bedeckt. Wirkung: Niederziehen und Ein-
wärtsrollen des Armes. Folgendes Verhalten ist von großer Wichtigkeit
für das Verständnis der Formen: der Untergrätengrubenmuskel zieht zum
Oberarmkopf in die Höhe, der große runde Armmuskel nach unten an
die Grenze zwischen dem ersten und zweiten Drittel des Oberarmknochens.
Diese beiden Muskeln divergieren also von ihrem Ursprungspunkt aus.
Dadurch muß notwendig ein gegen den Oberarm hin sich erweiternder