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Achter
Abschnitt.
sprung, als in seinem Verlauf eine Längsspaltung. Die beschreibende
Anatomie belegt die beiden Teilstüeke mit verschiedenen Namen. Die
seitlich liegende Muskelportion heißt der Darmbein-Rippenmuskel,
die am nächsten der Mittellinie liegende Portion der längste Rücken-
muskel. Diese beiden Abteilungen haben, wie die Erfahrung lehrt, keine
vollkommen übereinstimmende Wirkungsart, das geht sowohl aus ihrem
Verlauf als aus ihrem Verhalten bei der Bewegung des Rumpfes hervor.
Bei dem ruhigen Vorwärtsschreiten ziehen sie sich nicht gleichmäßig zu-
sammen, sondern abwechselnd, und so kommt es, daß diese beiden Haupt-
abteilungen ebenso durch die Haut des Lebenden hindurch erkennbar
sind, wie sie sich an der Leiche mit dem Messer nachweisen lassen. In
Figur 178 bezeichnet Nr. 11 den Darmbein-Rippenmuskel, und Nr. 12 den
längsten Rückenmuskel.
Der Darmbein-Rippenmuskel (M. ileo-costalis, Fig. 182 Nr. 4-5) besteht aus
derjenigen Portion des gemeinschaftlichen Rückenstreckers, welche vom hinteren Teile
des Darmbeinkammes entspringt, und sich längs der Rippen aufwärts bis zu dem
unteren Teil der Halswirbelsäule erstreckt. Die an den untersten Rippen befestigten
Zacken sind breit und fleischig, die oberen "werden nach und nach dünner und setzen
sich mit deutlichen, glänzenden Sehnen an den Rippenwinkeln und an den Spitzen
der Querfortsätze fest, hören jedoch am dritten, bisweilen schon am vierten Hals-
wirbel auf. Der Muskel würde trotz seiner anfänglichen Stärke nicht ausreichen, um
allen Rippen und allen Querfortsätzen, an denen er vorbeizieht, eine Zacke, im Ganzen
mehr als 30 Fleischbündel abzugeben. Dies wird nur dadurch möglich, daß neue
Ursprünge, sog. aecessorische Bündel, von den fünf bis sieben unteren Rippen hinzu-
kommen, und den Verlust von der inneren Seite her teilweise wieder ausgleichen, der
durch Abgabe der Bündel an der äußeren Seite erfolgt. Dennoch erschöpft sich nach
und nach die Fleischmasse, und am dritten, oft schon am vierten Halswirbel findet
der Muskel sein Ende.
Der längste Rüekenmuskel (M. longissimusßlorsi in Fig. 178 bei Nr. 12
durch die Sehne des breitesten Rückenmuskels hindurch erkennbar und Fig. 182
Nr. 1-3) hat einen ähnlichen Bau, wie der mit ihm durch Ursprung und Verlauf ver-
wandte Nachbar. Der Fleischbauch des längsten Rüekenmuskels wird hauptsächlich
durch die vom Kreuzbein kommende Fleischmasse vorgestellt. Dazu kommen starke,
von den Dornfortsätzen der Lendenwirbcl kommende Ursprungssehnen. Am Lenden-
und Brustteil des Rückens besitzt der Muskel doppelte Ansätze, solche die an die
Querfortsätze, und andere, welche an die Rippen treten. Er gelangt bis zu dem
zweiten Halswirbel und bis zu dem Warzenfortsatz des Schädels in die Höhe, aber
nur dadurch, daß auch ihm accessorische Fleischbündel zugeführt werden, welche
mit langen Sehnen von den Querfortsätzen der Wirbel herkommen.
Zu dem System des gemeinschaftlichen Rückenstreckers gehört noch
eine Reihe. von Muskeln, die kurz genannt werden sollen;
Der Bauschmuskel (M. splenius) bildet eine der oberen Bi-ustregion und dem
Nacken zukommende Muskelschichte, von dem Trapezmuskel, dem rautenförmigen
Muskel, und dem hinteren oberen Sägemuskel bedeckt. Der Bauschmuskel entspringt
von den Dornfortsätzen der oberen sechs Brustwirbel und der anstoßendend-Ialswirbel;
der platte Muskelbauch steigt schräg nach aufwärts und spaltet sich in zwei Portionen,
von denen die eine sich an das Hinterhauptsbein befestigt und zwar an der oberen
Nackenlinie gegen das Ohr zu. während die andere an dem hinteren Rande des