Kopfes.
des
Muskeln
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dieser beiden Empfindungen hin genau ebenso, wie er entstehen würde,
wenn saure und süße Stoffe unsere Geschmacksnerven direkt treffen.
Diese Bewegungen haben sich so fest mit den betreffenden Geschmacks-
empfindungen assoziiert, daß schon die Vorstellung eines süßen Gerichtes
genügt, um unfehlbar die nämlichen Bewegungen hervorzurufen. Die
Beobachtung hat nun ermittelt, daß alle jene Gemütsstimmungen, welche
auch die Sprache mit "bitter" oder "süß" bezeichnet, sich mit den ent-
sprechenden mimischen Bewegungen des Mundes für das Bittere und
Süße kombinieren. Das Prinzip der Assoziation beherrscht auch das
Öffnen und Schließen der Nasenlöcher bei der Vorstellung angenehmer
oder widerlicher Geruchsempfindungen, sowie das Öffnen und Schließen
der Lider bei Freude oder Schmerz, als ob es sich dabei um Aufnahme
von Lichtstrahlen oder um Schutz vor solchen handele.
Eine andere Reihe von Ausdrucksbewegungen der kompliziertesten
Art beruht auf dem Umstande, daß starke Gemütsbewegungen eine
plötzliche Lähmung zahlreicher Muskelgruppen zur Folge haben. Die
Totenblässe der Angst, der Erguß der Thränen, der Galle, das Herz-
klopfen und die Ohnmacht erklären sich befriedigend aus dem Prinzip
der direkten Innervationsänderung innerhalb der Mechanik unserer
Nerven. Die Ausdrucksbewegungen dieser Art sind vollkommen der
Herrschaft unseres Willens entzogen, und der festeste Entschluß
ist machtlos gegen ihr Hervorbrechen. Das Erröten ist ebenfalls diesem
Prinzip untergeordnet, gleichviel, 0b es den Zorn begleitet, oder ob es
bei den mäßigeren Aifekten der Scham und der Verlegenheit auftritt.
Die innige Verkettung unseres gesamten Nervensystemes, freilich
innerhalb einer strengen Gliederung, hilft zu der Erklärung jener Ge-
bärden, die man unter dem Namen symbolische Bewegungen zu-
sammengefaßt hat, eine Bezeichnung, die zwar leicht Mißverständnisse
erzeugen kann, aber dennoch die innige, unbewußte Beziehung der
Bewegung zu unseren Sinnesvorstellungen verständlich ausdrückt.
Die Gliedmaßen werden vor allem durch die symbolischen Bewegungen
zu einer Beteiligung bei dem Ausdruck von Affekten mit fortgerissen.
Einige Beispiele mögen diese Symbolik erklären. Wenn wir mit Affekt
von Personen und Dingen sprechen, weisen wir unwillkürlich mit der
Hand in jene Richtung, in der sie sich befinden. In gleicher Weise
bilden wir in affektvollem Sprechen oder Denken Raum- und Zeitverhält-'
nisse nach, indem wir das Große und Kleine durch Erhebung und Senkung
der Hand andeuten. In der Empörung über eine Beleidigung ballen wir
die Faust, selbst dann, wenn der Beleidiger gar nicht anwesend ist und
wir nicht im mindesten die Absicht haben, ihm persönlich zu Leibe zu
gehen. (Nach DARWINS Ermittelungen scheint übrigens diese Gebärde
nur bei Völkern heimisch zu sein, welche mit den Fäusten zu kämpfen
pflegen.) Bei heftigem Zorn kann sich die nämliche Bewegung mit der