Muskeln
Kopfes.
des
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runzler legt mit einer schnellen Zuckung die Stirn in Längsfalten. Der
Mund wird etwas geöffnet, als wollte man einen widrigen Bissen heraus-
fallen lassen oder herausschleudern. Dabei werden die Lippen vorgestreckt,
die Luft wird ausgestoßen mit einem hörbaren dumpfen Ton, als reinigte
man sich die Kehle, er erinnert an die Silbe „uch". Die Oberlippe hebt
sich dabei so heftig, daß die Nase in die Höhe gehoben wird, und sich
der Beginn der Nasenlippenfurche stark vertieft. Der Oberkörper fährt
zurück, und die Hände erheben sich, als sollte mit der flachen Hand der
Gegenstand weggedrückt werden.
Die nämlichen Gebärden drücken auch den Abscheu vor irgend einer
widerwärtigen, verabscheuungswürdigen Handlung oder einer Person aus,
obwohl es sich dabei nicht um die Entfernung eines widerlichen Bissens
handelt.
Eine Variante, die offenbar hohen mimischen Wert hat, weil sie
außerordentlich charakteristisch ist, besteht in dem Schiefziehen des
Mundes, wobei sich die Lippen etwas abheben, sich vorstrecken, während
in der rundlichen Bucht der Eckzahn sichtbar wird.1
Zweifel, Unentschiedenheit. Der Zweifel malt auf das Gesicht
zunächst eine ähnliche Miene, wie jene des Nachdenkens, insofern nämlich
die Augenbrauen in die Höhe gezogen und die Stirn durch die Wirkung
des Stirnmuskels in Querfalten gelegt wird. Wir sehen also wieder die
allgemeine Regel zum Durchbruch kommen, bei der sich das Auge öffnet,
wenn es sich um Licht handelt. Der Zweifelnde befindet sich in einer
Lage, die unklar ist und die durch Helligkeit, sei sie materiell, oder sei
sie nur psychologisch, an Klarheit gewinnen und die Entscheidung er-
leichtern soll. Während aber in der oberen Gesichtshälfte die Sehnsucht
nach Licht hervortritt, zeigt sich in der unteren Gesichtshälfte, an dem
Mund, der entgegengesetzte Ausdruck; er ist geschlossen und dabei sind
die Mundwinkel nach abwärts gezogen, wie bei traurigen Erregungen un-
serer Seele. Der Zweifel ist in der That das Hin- und Herschwanken
zwischen zwei Empfindungen, die abwechselnd die Oberhand gewinnen,
und dieser Widerstreit, hervorgerufen durch die Wahl zwischen zwei
Möglichkeiten, spiegelt sich in den Gebärden des Gesichtes. Dabei ist
der Blick in paralleler Stellung der Augenachsen entweder seitlich oder
abwärts gerichtet, als erwarte das Auge aus der Ferne Hilfe für eine
Entscheidung. Die Haltung des Kopfes ist etwas schief, er ist dabei
leicht nach vorn geneigt und ändert- die Stellung bald nach rechts, bald
nach links. Eine besonders charakteristische Gebärde ist die _des Achsel-
zuckens, und zwar wird entweder nur die eine Achsel bewegt, oder beide.
1 Ausspucken scheint ein allgemeiner Ausdruck der Verachfüng oder fies Ab"
scheus zu sein, selbst die Australier spucken vor Abscheu auf dle Erde, dle Neger
und Abessinier thun dasselbe.